Khedira mausert sich zum neuen Schweinsteiger

Vom Wackelkandidaten zum Stammspieler: Der Real-Star ist gegen Holland gesetzt.

Sopot. Am Dienstagmorgen hob der Flieger gen Charkow ab. Der DFB-Tross hat nach zwei Trainingstagen in Sopot erneut die Koffer gepackt, um sich auf die Reise zu machen, gute zwei Stunden Flugzeit, dann stieg das Team in der ukrainischen Metropole ab. Temperaturen um 32 Grad warteten auf Löws Kicker.

Am Freitag, wenn das deutsche Team im zweiten EM-Spiel auf die Niederlande trifft, soll es bis zu 35 Grad heiß werden. Sami Khedira ist hohe Temperaturen aus Madrid gewöhnt. Er, Vater Tunesier, Mutter Deutsche, hat bei Real 28 Spiele in der Primera Division gespielt, ist Stammspieler bei einem der größten Klubs der Welt und das ist er auch in der Nationalmannschaft.

Wer spielt neben Sami Khedira auf der Position des Sechsers, lautet die Frage, was nichts weniger als ein Kompliment für den 25-Jährigen ist. Er ist gesetzt, gegen Portugal absolvierte er ein Auftaktspiel von Niveau. Früher war Khedira noch der Wackelkandidat neben dem Chef Bastian Schweinsteiger, aber das ist vorbei. Schweinsteiger schwächelt, während Khedira dominant und erstaunlich offensiv auftritt.

Wer Sechser und wer Achter in dieser spieltaktisch wichtigen Schaltzentrale ist, lässt sich gar nicht mehr erschließen. Sogar Mesut Özil lässt sich hin und wieder zurückfallen, übernimmt Defensivarbeit. „Ich will, dass die drei Spieler in der Zentrale die Positionen leicht versetzt einnehmen. Wer dann wo ist, ist mir eigentlich fast egal. Hauptsache, die Positionen sind besetzt“, erklärte der Bundestrainer das strategische Konzept im Zentrum des Spiels.

Khedira nutzt diese Freiheiten immer öfter. In den jüngsten elf Länderspielen bereitete er vier Treffer der deutschen Elf vor. Lediglich im Abschluss sind die Qualitäten ausbaubar. Trotzdem hat er sich konstant verbessert, seit ihn vor der WM 2010 die Verletzung von Michael Ballack ins Team gespült hat.

„Ich bin gereifter und weiß jetzt noch besser, worum es bei einem großen Turnier geht“, sagt er, auch Bundestrainer Joachim Löw betont stets Khediras Reifeprozess. „Auch wenn es nicht immer so augenscheinlich ist, er ist wichtig für eine Mannschaft. Das hat Mourinho bei Real erkannt und das weiß auch Löw“, sagt Teammanager Oliver Bierhoff.