Kriegsgeheul für die Republik: Die Marseillaise
Paris (dpa) - Wenn im Stade de France die französische Nationalhymne ertönt, donnert es von den Rängen. Bei der Marseillaise singen die meisten Franzosen aus vollem Hals mit - so viel Patriotismus muss sein.
In jüngster Zeit umso mehr: Nach den Terroranschlägen des vergangenen Jahres war das Lied stets auch eine Kampfansage an den Terror, ein trotziges „Wir lassen uns nicht unterkriegen“.
Allerdings ist die Hymne mit der schmissigen Melodie bei genauerem Hinhören durchaus gewöhnungsbedürftig. Ex-Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing sprach sogar einmal von der „Lächerlichkeit“ des Textes. Dieser ist verdammt blutrünstig: „Hört Ihr im Land das Brüllen der grausamen Krieger? Sie rücken uns auf den Leib, Eure Söhne, Eure Frauen zu köpfen!“ Und später: „Vorwärts, marschieren wir! Das unreine Blut tränke unserer Äcker Furchen!“
Die Erklärung dafür lässt sich im historischen Hintergrund finden: Das Lied wurde 1792 als „Kriegslied für die Rheinarmee“ geschrieben, kurz nach der Kriegserklärung an Österreich. Der Name Marseillaise wurde vergeben, nachdem Revolutionäre aus der Mittelmeerstadt mit diesem Lied auf den Lippen in Paris einzogen.
Aus dieser Tradition erklärt sich, dass das Lied eng mit der Französischen Republik und den Idealen der Revolution verbunden wird. Nachdem sie unter dem Zweiten Kaiserreich verboten war, wurde die Marseillaise in der Dritten Republik 1879 zur Nationalhymne erklärt.