Kupfers Euro 2012: Der Krakauer
Olaf kupfer: meine Euro 2012
Mit der blassen Wurst beim Eröffnungsspiel fing alles an. Sie lag eingefallen am Rande des Grills. Kurz zurück in Richtung Glut, Verkaufsanstrich, keine Worte können diesen Geschmack beschreiben. Es war sozusagen eine Wursterfahrung, und zu meinem Erstaunen haben sich daran einige angeschlossen.
Um es kurz zu sagen: Unsere kulinarische Reise durch die Euro-Länder ist ein Debakel. Der Gang der Dinge ist so: Kein Frühstück, weil nicht gebucht. Der Kühlschrank besticht durch chronische Leere. Beim DFB gibt’s auch nichts Gescheites: Muffins, Schokoladenkuchen, Croissants, Marmelade.
In den Stadien reicht es zum Sandwich mit Weißbrot. Bei unseren Autotouren durch das Land ist aus zeitlichen Gründen der Tankstellenbesuch das Höchste der Gefühle: Schokoriegel, Chips, Wursterfahrungen, Teil zwei. Die Polen verkaufen den Hotdog mit Wienern und Krakauern, eine undefinierbare dritte Form ließ ich bislang aus. Der Kollege aus Ostwestfalen lässt sich bei dieser Gelegenheit regelmäßig zum Kalauer hinreißen: „Mag der Warschauer eigentlich Krakauer?“ Verschlagen ist der Kollege aus Osnabrück.
Seine regelmäßigen Auto-Stopps am Schnellrestaurant begründet er mit dem freien W-Lan. „Hier kann ich Texte senden“, sagt er stets — und hält alsbald zwei Burger in der Hand. Ich eifere ihm nach. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich beschwere mich nicht. Jetzt gerade gehen wir Fisch essen am Strand. Um 22 Uhr schließt das Restaurant, ich eile und beende das hier jetzt. Ich mag nämlich keine Krakauer.
Olaf Kupfer berichtet für unsere Zeitung aus Polen und der Ukraine