Letzte Chance für Ibrahimovic - Belgien ohne „Angst“

Nizza (dpa) - Schweden fahndet verzweifelt nach dem wahren Zlatan Ibrahimovic - und der einzige Weltklassespieler der Skandinavier will sein Karriereende in der Nationalelf unbedingt noch aufschieben.

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Im Alles-oder-nichts-Spiel gegen die belgischen Hochbegabten um Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku muss Ibrahimovic endlich auf dem EM-Rasen zur Spitzenform auflaufen. Sonst droht dem schillernden Stürmer wohl nach dem letzten Vorrundenspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) in Nizza gedemütigt der Abschied aus Frankreich und der Nationalelf.

Nach der EM will der 34-Jährige kein Länderspiel mehr bestreiten. „Mein letztes Spiel für Schweden wird bei dieser EM sein. Und ich hoffe nicht, dass es morgen sein wird“, verkündete Ibrahimovic bei der offiziellen Pressekonferenz. Dabei hängt das sportliche Schicksal der Schweden vor allem von ihm selbst ab.

„Es wird Zeit, dass du endlich sichtbar wirst, Zlatan!“, forderte die Stockholmer Zeitung „Svenska Dagbladet“ vor dem Endspiel. Ibrahimovic spielte bisher die EM quasi inkognito. In einer Mannschaft der Mittelmäßigen sah sich der 34-Jährige immer wieder zum Aushelfen und Ballschleppen im Mittelfeld genötigt. Seine Abschlussstärke konnte der Mann aus Malmö nie zeigen. Schweden blieb in den ersten 180 Turnierminuten sogar ohne Torschuss.

„Ich habe es bislang nicht geschafft, auf meinem besten Niveau zu spielen. Wir müssen uns steigern und besser spielen als bislang“, sagte Ibrahimovic. „Wir haben Druck, aber wir glauben an uns und tun alles, um weiterzukommen. Wir haben noch eine Chance.“ Mit nur einem mageren Punkt droht sonst wie schon 2008 und 2012 das Vorrundenaus.

Die Ausgangslage der Belgier ist nach ihrem befreienden 3:0 gegen Irland viel besser. Schon ein Remis gegen den EM-Halbfinalisten von 1992 reicht zum Einzug als Gruppenzweiter ins Achtelfinale. „Wir haben durch den Sieg gegen Irland noch nichts erreicht und sind noch nicht qualifiziert. Gegen Schweden wartet ein Finale auf uns, bei dem alles passieren kann“, warnte Nationaltrainer Marc Wilmots und forderte von seiner Elf eine „Siegermentalität“.

Schweden sei eine „sehr solide Mannschaft, die mit Zlatan einen Superstar ersten Ranges hat. Er kann immer den Unterschied ausmachen. Ich habe viel Respekt vor dieser Mannschaft.“

Ohne übertriebenen Respekt hingegen blicken Wilmots' Spieler den Zweikämpfen mit Ibrahimovic entgegen. „Ich habe keine Angst vor ihm“, versicherte Rechtsverteidiger Thomas Meunier. „Er hat enorm viel Charisma, aber auf dem Feld ist er auch nur ein Fußballer.“

Für Schweden allerdings der wichtigste im Team. Die Unterstützung von seinen Nebenleuten wie dem Leipziger Emil Forsberg oder Sebastian Larsson vom AFC Sunderland genügt höchsten Ansprüchen nicht. Als Schweden 2004 als Viertelfinalist zum letzten Mal die K.o.-Runde einer EM erreichte, standen noch Topleute wie Fredrik Ljungberg oder Henrik Larsson im Team.

Für die „Roten Teufel“, die erstmals seit Rang zwei 1980 wieder die K.o.-Runde anpeilen, spricht ganz klar der Faktor Begabung und Kreativität. „Ich schaue nicht auf das Achtelfinale“, antwortete Wilmots auf die Frage nach möglichen Gegnern. „Das interessiert mich im Moment noch nicht. Es zählt nur das Spiel gegen Schweden.“

Denn auch beim Gegner ist die vage Hoffnung auf das Erreichen des Achtelfinales noch vorhanden. „Wir glauben immer noch daran“, versicherte Dirk Nowitzkis Schwager Martin Olsson. Glaube wird gegen diesen exquisiten belgischen Fußballer-Jahrgang aber nicht genügen. Sie sind auf einen Geistesblitz von Ibrahimovic angewiesen.