Lloris ist Pk-Meister und Heidelberg will nach Bordeaux

Paris (dpa) - Bei der Europameisterschaft in Frankreich gibt es immer wieder auch interessante Nebengeschichten. Die Deutsche Presse-Agentur hat mal einige zusammengestellt.

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IMMER HUGO: Eines ist bei den Franzosen immer gleich: Die Besetzung der Pressekonferenzen einen Tag vor den EM-Spielen. Der Trainer, das ist normal und auch Pflicht, spricht. Im Fall der Équipe tricolore ist das Didier Deschamps. Dafür spricht er auch nur vor und direkt nach den Spielen, weitere Medienrunden mit dem 47 Jahre alten ehemaligen Welt- und Europameister gab es seit dem EM-Anpfiff nicht. Bevor aber Monsieur Deschamps das Wort bei den Pks vor den Spielen das Wort ergreift, redet Hugo Lloris. Immer er. Der Torwart und Kapitän. Er tat das vor dem ersten, dem zweiten, dem dritten, dem vierten und auch vor dem fünften Spiel. Und sollten die Franzosen es bis ins Endspiel schaffen, wird er es auch dann wieder tun.

HUGO MAL ANDERS: So reist Hugo Lloris allerdings nicht so oft zu den Pressekonferenzen vor den EM-Spielen. Am Samstag stellte die französische Gendarmerie dem Keeper der Franzosen und seinem Nationalcoach Didier Deschamps einen Helikopter zur Verfügung, um die rund 60 Kilometer von Clairefontaine zum Viertelfinal-Ort Saint-Denis im Norden von Paris schnellstmöglich hin und zurück zu schaffen. Denn nach der Pk bereits um 11.00 Uhr morgens im Stade de France, die etwa eine Stunde dauerte, stand um 17.00 Uhr wiederum im EM-Quartier in Clairefontaine südwestlich der Hauptstadt das Abschlusstraining an.

TOURISMUS-MOTOR: Island stellt sich nach den Erfolgen seiner Fußball-Wikinger bei der EM auf einen Anstieg der Touristenzahlen ein. „Zu unseren vordersten Aufgaben gehören deshalb weitere Investitionen in die Infrastruktur, um diesem Andrang gerecht werden zu können“, sagte Islands Ministerin für Industrie und Innovation, Ragnheiður Elín Árnadóttir, dem Berliner „Tagesspiegel“. Die Wirtschaft komme trotz der EM-Euphorie und etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung auf EM-Reise in Frankreich nicht zum Erliegen. „Die Wirtschaft wird am Laufen gehalten von den restlichen 90 Prozent, vielleicht ein bisschen langsamer, wenn unsere Mannschaft spielt, dafür aber mit einem großen Lachen auf dem Gesicht.“

AUSTRIA IRONISCH: Österreicher können über sich selber lachen. In Anspielung auf die Wiederholung der Präsidentschaftswahlen und das EM-Aus vermeldete das Satire-Organ „dietagespresse“: „FPÖ-Anfechtung bei UEFA: Österreich darf EM-Gruppenphase wiederholen“. Die rechtspopulistische FPÖ hatte die Präsidentschaftswahl erfolgreich angefochten. „Wir werden so lange anfechten, bis alles mit rechten Dingen zugeht und Österreich Europameister ist“, legen die Satiriker FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in den Mund. Auch Nationaltrainer Marcel Koller wird verbal auf die Schippe genommen: „Und offengesagt habe ich auch schon vor der EM damit gerechnet. Deshalb habe ich meinen Burschen auch gesagt, sie sollen sich in der ersten Gruppenphase schonen und spielen, als wären sie auf Kur-Urlaub, damit wir fit sind für die Wiederholung“, lautet das Fake-Zitat.

HEIDELBERG: Vor dem Viertelfinale ist das EM-Fieber bei Fans aus Deutschland und Italien in die Höhe geschnellt. Kurzfristig wollten viele Fußballfreunde aus beiden Ländern noch nach Bordeaux. Reiseanbieter hatten Hochkonjunktur und kamen dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen. Das Portal GoEuro verzeichnete den höchsten Anstieg an Anfragen aus Heidelberg, nämlich um 2104 Prozent - ohne allerdings den Ausgangswert oder absolute Zahlen zu verraten. In Italien wuchs das EM-Interesse demnach in Rom am stärksten. 680 Prozent mehr Anfragen für Reisen nach Bordeaux wurden dort von dem Portal registriert. Die deutsche Hauptstadt Berlin lag da mit einem Anstieg von nur 350 Prozent klar hinter der italienischen Kapitale - und noch deutlicher hinter Heidelberg.