Löw spürt Titel-Sehnsucht - 300 000 Euro Prämie
<table>Verband:Deutscher Fußball-Bund (DFB)Sitz:Frankfurt/MainVerbandsgründung:1900FIFA-Mitglied:seit 1904UEFA-Mitglied:seit 1954Web-Adresse:www.dfb.deTrainer:Joachim LöwEM-Endrunden:9EM 2008:FinaleGrößte EM-Erfolge:Europameister 1972, 1980, 19961972, 1980 und 1996 wurde Deutschland Fußball-Europameister.
Die Sehnsucht nach einem Titelgewinn ist groß, wie Bundestrainer Löw weiß. Spanien soll nicht wieder zum Spielverderber werden. Zunächst wartet aber die „Hammergruppe“ mit Portugal, Holland und Dänemark.
Verdammt lang her! Am 30. Juni 1996 machte Oliver Bierhoff Deutschland im Londoner Wembleystadion mit seinem umjubelten „Golden Goal“ zum 2:1 im Endspiel gegen Tschechien letztmals zum Fußball-Europameister. Es war der dritte kontinentale Triumph einer DFB-Auswahl - seitdem wartet Deutschland auf einen Titel.
Am 1. Juli soll es in Kiew nach 16 Jahren wieder so weit sein, dass ein deutscher Kapitän nach einem EM-Endspiel den Pokal in Händen hält. „Ich spüre die Sehnsucht nach einem Titelgewinn im Sommer - vor allem auch in der Mannschaft“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw.
Nach zwei dritten Plätzen bei den letzten WM-Turnieren 2006 und 2010 sowie dem verlorenen Finale gegen Spanien bei der letzten EM 2008 wollen Philipp Lahm & Co. in Polen und der Ukraine endlich den ganz großen Wurf schaffen. Die junge deutsche Mannschaft habe „keine Angst vor der Favoritenrolle“, betonte Teammanager Bierhoff: „Die Spieler sind sehr erfolgshungrig - und sie wollen auch mal etwas in der Hand halten.“
Der Bundestrainer rechnet beim Projekt Titelgewinn allerdings von Anfang an mit heftiger Gegenwehr. Das Ziel Europameister hätten „mindestens fünf andere Mannschaften auch“. Neben Welt- und Europameister Spanien, der die deutsche Elf nicht nur im EM-Finale 2008, sondern auch im Halbfinale der WM 2010 mit 1:0 besiegen konnte, schreibt Löw auch den beiden Gruppengegnern Holland und Portugal sowie Frankreich, England und Italien höchste Ambitionen zu.
Für den 52 Jahre alten Löw ist es das dritte große Turnier als verantwortlicher Bundestrainer. Von seinen zehn Vorgängern auf dem wichtigsten Trainerstuhl der Nation konnten sich in Sepp Herberger (WM 1954), Helmut Schön (EM 1972 und WM 1974), Jupp Derwall (EM 1980), Franz Beckenbauer (WM 1990) und Berti Vogts (EM 1996) immerhin fünf in die Siegerlisten eingetragen. Auch der sehr ehrgeizige und ausgesprochen akribische Arbeiter Löw möchte irgendwann „in die Geschichtsbücher eingehen“, wie er gestand, „das ist doch klar“.
Die Voraussetzungen hat der Schwarzwälder, der im Sommer 2004 als Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann beim DFB begann, in den vergangenen Jahren geschaffen. Der Durchmarsch mit zehn Siegen in der EM-Qualifikation sowie bemerkenswerte Testspielerfolge 2011 gegen Rekordweltmeister Brasilien (3:2) oder den WM-Zweiten Holland (3:0) haben die Erwartungshaltung bei Mannschaft und Fans geschürt. „Unser Ziel ist natürlich, den Titel zu holen“, erklärte Spielmacher Mesut Özil selbstbewusst: „Wir haben sehr viel Potenzial.“
Löw hat den Verjüngungsprozess seit der WM 2010 mit Spielern wie den Dortmundern Mats Hummels und Mario Götze oder dem Gladbacher Marco Reus weiter forciert. „Es ist die beste Nationalmannschaft, in der ich gespielt habe“, sagte Mittelfeldchef Bastian Schweinsteiger, der bereits 2004 in Portugal sein erstes EM-Turnier spielte: „Jeder erwartet, dass wir den Titel holen - wir wollen es natürlich auch.“
Der Ernstfall beginnt am 9. Juni in Lwiw. In dem Spielort in der Ukraine ist Portugal mit Topstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid der erste Gruppengegner. Erzrivale Holland (13. Juni in Charkow) und Außenseiter Dänemark (17. Juni in Lwiw) sind die weiteren Gegner.
„Natürlich ist es eine Hammergruppe. Aber wenn man Europameister werden will, muss man die Gruppe so nehmen, wie sie ausgelost wurde“, sagte Kapitän Lahm. Dänemarks Coach Morten Olsen sprach nach der Auslosung Ende letzten Jahres in Kiew von „einer Dynamit-Gruppe“.
Löw kennt weder „Wunsch- noch Angstgegner“. Er nimmt die große Herausforderung an, freut sich auf „attraktive Spiele“ und betonte selbstbewusst: „Natürlich haben wir keine Angst vor diesen Nationen, weil wir eine Qualität haben und sehr, sehr hungrig sind.“
Neben sportlichem Ruhm würde der Titelgewinn den 23 deutschen Spielern auch eine Rekordprämie einbringen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zahlt jedem der 23 deutschen Spieler bei einem EM-Triumph 300 000 Euro. So viel Geld hätte es bislang nur bei einem Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land gegeben.