Löw warnt vor Slowaken - Keine Zweifel mehr bei Boateng

Lille (dpa) - Der Abwehrchef ist bereit für das erste K.o.-Duell des Weltmeisters in Frankreich. Noch vor der Abreise der deutschen Nationalmannschaft zum Achtelfinal-Spielort hatte Joachim Löw das Mitwirken von Jérôme Boateng im EM-Achtelfinale gegen die Slowakei angekündigt.

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Es gebe keine Fragezeichen mehr, erklärte der Bundestrainer dann am Samstagabend in Lille: „Nach dem Abschlusstraining bekam er keine Beschwerden.“

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Vor der Übungseinheit in Évian-les-Bains bestand Boateng einen Härtetest, konnte dann mit dem Team trainieren. „Er hatte keine Probleme, er hat alles absolviert. Er wird morgen spielen“, erklärte der Bundestrainer in der ARD-„Sportschau“. Mit drei Taschen bepackt bestieg Boateng, der auch in Lille weiter an der lädierten Wade behandelt wird, gut gelaunt den Mannschaftsbus.

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Voller Vorfreude startet das gesamte Weltmeisterteam den zweiten Teil seiner Titelmission. Löw erwartet den Achtelfinal-Kontrahenten Slowakei „überwiegend defensiv. Das beherrschen sie besser als Nordirland“, sagte der Bundestrainer, der nochmals vor dem vermeintlich schwächeren Kontrahenten warnte. „Die Slowaken spielen sehr gut Konter. Ich sehe gewisse Parallelen zu Polen“, bemerkte Löw in Lille und bezeichnete den Kontrahenten als „sehr forsch, mutig und technische sehr versiert“.

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Löw ließ offen, ob er die Startelf zum Vergleich vom 1:0 gegen Nordirland verändert. Bastian Schweinsteiger ist in seinen Planungen allerdings weiter nur als Joker vorgesehen. Das Team um Turnierkapitän Manuel Neuer will nach dem glanzlos erledigten Gruppensieg nun endlich die große Turnier-Euphorie auslösen. „Wir haben unsere Pflicht erfüllt, wir sind vollkommen im Soll. Es wird jetzt auf die K.o.-Phase ankommen“, erklärte Neuer: „Ein klarer Sieg“ würde eine „Initialzündung“ sein.

Bei den jüngsten Welt- und Europameisterschaften habe das deutsche Team die Stärke in den K.o.-Runden immer wieder unter Beweis gestellt, hob Welttorhüter Neuer hervor. Auf dem Weg zum WM-Triumph vor zwei Jahren in Brasilien hatte ein mühsames 2:1 im Achtelfinale gegen Außenseiter Algerien einen kräftigen Schub gegeben.

Schwung soll nun in Frankreich ein Sieg gegen den unbequemen 24. der Weltrangliste bringen. „Aber zu sagen, es ist nur die Slowakei, ist falsch. Die Mannschaft hat es sich verdient, im Achtelfinale zu stehen“, warnte der Münchner Neuer. Bei der jüngsten 1:3-Testpleite vor vier Wochen gegen eben diese Slowaken im Unwetter von Augsburg hatte er gefehlt. Löw bezeichnete die Niederlage als „Weckruf“.

An die möglichen Duelle mit den Weltmeister-Vorgängern aus Südeuropa oder ein mögliches Halbfinale gegen England oder EM-Gastgeber Frankreich mag der Bundestrainer derzeit noch keine Gedanken verschwenden. „Wir richten unsere volle Konzentration auf das Achtelfinale. Danach schauen wir, was kommt. Man muss jeden Gegner besiegen, wenn man Europameister werden will“, erklärte Assistent Thomas Schneider. „Wir haben uns konstant gesteigert und sind auf einem sehr guten Niveau. Aber klar ist auch, dass wir noch Luft nach oben haben.“

Löw wird im Stade Pierre Mauroy von Lille höchstwahrscheinlich jener Elf vertrauen, die beim 1:0 im Gruppenfinale gegen Nordirland begonnen hatte. „Es kann aber durchaus sein, dass es die eine oder andere Veränderung geben wird“, erklärte Löw jedoch ohne konkrete Hinweise. Joshua Kimmich dürfte nach seinem starken EM-Debüt gegen die Nordiren wieder rechts offensiv verteidigen.

„So lange die Null steht, kommst du weiter“, erklärte Neuer. Seit vier Spielen ist der Welttorhüter ohne Gegentreffer. Erstmals seit dem EM-Titel 1996 überstand die DFB-Auswahl die Gruppenphase eines großen Turniers wieder ohne Gegentor. „Aber wir sind keine Rekordjäger, sondern versuchen Ergebnisfußball zu spielen - gerade in der K.o-Phase“, stellte Schlussmann Neuer nüchtern fest.

Die letzten Gegentore kassierte die deutsche Elf ausgerechnet beim 1:3 gegen die Slowaken, die in Frankreich als Gruppendritter hinter Wales und England weiterkamen. Vor vier Wochen wendeten nach Gomez' Führungstor Marek Hamsik, Michael Duris und Juraj Kucka gegen Bernd Leno und Marc-André ter Stegen die Partie. „Jeder kennt Hamsiks Fernschüsse, er macht auch in Neapel schöne Tore“, warnte Neuer: „Es wird wichtig sein, dass unsere Sechser ihn früh stören.“

Vor der Abwehrreihe sind wieder Sami Khedira und Toni Kroos für die Zentrale vorgesehen. Schweinsteiger werde zwar „immer besser, immer sicherer, immer selbstbewusster“, erklärte Löw. Doch ob der 31-Jährige schon 90 Minuten oder länger durchhalte, da sei er sich „nicht hundertprozentig sicher“, betonte der Bundestrainer.

Das Aufbauprogramm für Schweinsteiger wird mit Blick auf die angestrebten weiteren K.o.-Spiele gegen die ganz großen Gegner fortgesetzt. „Wenn er noch paar Tage länger hat, dann kommt er noch ein bisschen weiter“, sagte der Bundestrainer.

Besonders aufpassen muss ein Trio gegen die Slowakei. Mesut Özil, Khedira und Boateng wären bei einer weiteren Verwarnung gesperrt, erst nach dem Viertelfinale verfallen die Gelben Karten.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland: 1 Neuer (Bayern München/30/68) - 21 Kimmich (Bayern München/21/2), 17 Boateng (Bayern München/27/62), 5 Hummels (Borussia Dortmund/27/48), 3 Hector (1. FC Köln/26/17) - 6 Khedira (Juventus Turin/29/63), 18 Kroos (Real Madrid/26/68) - 13 Müller (Bayern München/26/74), 8 Özil (FC Arsenal/27/76), 19 Götze (Bayern München/24/55) - 23 Gomez (Besiktas Istanbul/30/66)

Slowakei: 23 Kozacik (Viktoria Pilsen/32/20) - 2 Pekarik (Hertha BSC/29/70), 3 Skrtel (FC Liverpool/31/84), 4 Durica (Lokomotive Moskau/34/83), 15 Hubocan (Dynamo Moskau/30/46) - 22 Pecovsky (MSK Zilina/33/34) - 19 Kucka (AC Mailand/29/50), 17 Hamsik (SSC Neapel/28/90) - 20 Mak (PAOK Saloniki/25/30), 7 Weiss (Al-Gharafa/26/55) - 8 Duda (Legia Warschau/21/14)

Schiedsrichter: Marciniak (Polen)