Löws Ronaldo-Geheimnis: Mut und keine Fouls
Lwiw (dpa) - Es ist das am besten gehütete Geheimnis von Joachim Löw. Was will der Bundestrainer tun, um Cristiano Ronaldo zu stoppen? Wer bekommt die Spezialaufträge im EM-Eröffnungsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Portugal?
„Wir sind vorbereitet, bisher ist es uns immer gut gelungen“, erklärte Bundestrainer Löw zuversichtlich, auch wenn er genau weiß: „Cristiano Ronaldo ist auch in der Nationalmannschaft ein Protagonist, der die Spiele allein entscheiden kann.“ Ronaldos Real-Kollegen Mesut Özil und Sami Khedira können sicher wertvolle Tipps liefern.
Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, der laut transfermarkt.de mit einem Wert von 90 Millionen Euro zweitwertvollste Fußballer auf dem Globus, ist ein Superstar. Nur der Argentinier Lionel Messi ist mit rund 100 Millionen Euro noch teurer eingestuft. In 61 Spielen für Real hat er in der abgelaufenen Saison 63 Tore geschossen, davon allein 46 in der Meisterschaft - eine furchteinflößende Quote.
„Cristiano Ronaldo ist einer der besten Spieler der Welt. Er ist dynamisch, hat einen guten Abschluss, geht ins Tempodribbling. Er ist ein kompletter Spieler“, lobte Philipp Lahm den 27 Jahre alten Portugiesen. Lahm hat schon einige Male direkt mit dem Star zu tun gehabt, zuletzt im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid.
„Man muss als Mannschaft gegen ihn verteidigen“, erklärte der DFB-Kapitän vor dem erneuten Aufeinandertreffen am Samstag in Lwiw. Den Abschirmdienst gegen den Weltfußballer des Jahres 2008 wird dieses Mal nicht der vorrangig links verteidigende Lahm übernehmen, sondern der auf rechten Abwehrseite vorgesehene Jérôme Boateng, dem ein Marktwert von „nur“ 13,5 Millionen Euro zugeschrieben wird.
„Ich bin bereit“, hatte der Münchner Abwehrmann bereits vermeldet, bevor ihn Löws Unmut über einen nächtlichen Barbesuch traf. „Er hat eine Bringschuld“, formulierte der DFB-Chefcoach nun die besonderen Erwartungen an den jungen Boateng. Lahm traut seinem Bayern-Kollegen trotz aller Diskussionen die Rolle zu: „Er hat genügend Erfahrung gesammelt, konnte sich auch auf internationalem Niveau testen.“ Eine Forderung steht vor allem: Nur kein Foul in Strafraumnähe - das könnte zum Geschenk werden für den Freistoßkünstler Ronaldo.
„Natürlich haben wir vor Ronaldo größten Respekt“, betonte Löw, verwies jedoch auf die jüngsten Begegnungen: „Wir haben es bisher immer geschafft, mit einem guten Zweikampfverhalten Spieler wie Messi oder Ronaldo in Schach zu halten.“ 2006 beim WM-Sommermärchen in Deutschland (1:3 im Spiel um Platz 3) und 2008 im EM-Viertelfinale (2:3) gab es für Ronaldo gegen Deutschland nichts zu gewinnen. Und jüngst konnte der Portugiese auch im Champions-League-Halbfinale das Ausscheiden seiner Madrilenen gegen den FC Bayern nicht verhindern.
„Wir dürfen nicht so viel Aufmerksamkeit auf eine Person legen“, forderte der Münchner Keeper Manuel Neuer, der sein persönliches Duell gegen Ronaldo gegenwärtig als 1:1 wertet. Einen Elfmeter hatte ihm der Pistolero, der sich vor jedem Standard aufbaut wie ein Cowboy, in der Königsklasse eingeschenkt. Dafür revanchierte sich Neuer mit einer Parade im entscheidenden Duell im Elfmeterschießen. „Es ist sicher ein gewisser Respekt bei Portugal da. Den haben wir uns erarbeitet und müssen ihn bestätigen“, meinte Miroslav Klose.
„Wir haben ihn schon ein paar Mal geärgert gegen Portugal in den vergangenen Jahren. Das hat gut funktioniert. Wir müssen versuchen, nicht so viele Eins-gegen-eins-Duelle zuzulassen“, erklärte Per Mertesacker. Sein Trainer sieht das etwas anders: Zwar verlangt auch Löw Hilfe für die Außenspieler. Doch der Chefcoach fordert auch Mut gegen Ronaldo: „Wir müssen die Passwege zumachen, die gefährlichen Zonen schließen. Es hilft nicht immer zu doppeln. Wir müssen auch im eins gegen eins bestehen.“