Nationalheld Robert Lewandowski: Der beliebte „Wessi“

Der Stürmer ist in Polen so umschwärmt, weil er für die neue Entwicklung im Gastgeberland steht.

Warschau. Das neue Nationalstadion von Warschau liegt am Weichselufer, in der 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole ist das 465-Millionen-Projekt ein weiteres Monument des Fortschritts. Die polnische Hauptstadt ist gezeichnet von dem Einfluss des Westens.

Die großen europäischen Ketten prägen das Stadtbild, US-Stars lächeln von riesigen Werbebannern. „Hier hat sich viel geändert“, sagt Taxifahrer Eugen, und es klingt ein bisschen wehmütig. „40 Jahre Sozialismus ist eine lange Zeit“, stellt er fest. Doch die Veränderungen fressen die Vergangenheit auf, die EM ist nur ein nächster, gewaltiger Schritt.

In diesem Warschau sitzt Robert Lewandowski nach dem 1:1 im Auftaktspiel gegen Griechenland. Die Haltung leicht gebückt, er ist ein bisschen verzweifelt, weil er gegen Griechenland gewinnen wollte. Und wusste, dass das Spiel der Polen gegen Russland noch schwieriger wird.

Im Stadion hatten ihm 58 800 Fans zugejubelt, Lewandowski ist Polens Star, er hat das erste Tor des Turniers geschossen. Er ist 23 Jahre alt, das alte Polen hat er nur zu Kindertagen erlebt, jetzt ist alles anders, und Lewandowski ist nichts weniger als das neue Polen, das die Jugend der Stadt modisch und selbstbewusst durch Warschau trägt.

„Er ist mit Kuba, unserem Kapitän, der mit Abstand beliebteste Spieler“, sagt Eugen, der Taxifahrer. Das muss einen Grund haben. „Es ist seine Art, sein Erfolg im Westen“, sagt Eugen. Und: „Seine modische Kleidung, dieser Auftritt, das Aussehen, das mögen die Leute.“

Auch den Auftritt mit Freundin Anna Stachurska scheut er nicht, er ist Fußball-Star, sie hübsch — und holte obendrein 2008 Mannschafts-Bronze bei der Karate-WM. Seinen Namen skandierten die Fans gegen Griechenland, immer wieder, es war Bewunderung und Ansporn, auch das flehentliche Bitten: Bring uns den Sieg.

Tatsächlich ist es markant, wie sehr Lewandowski und seine Dortmunder Teamkollegen Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek aus diesem polnischen Team herausragen. Das Abenteuer soll noch länger dauern.

Erst danach kann Lewandowski sich auf seine Zukunft bei Manchester United konzentrieren. Bei United? Geht es nach den polnischen Medien, ist der Deal längst klar. In der Premier League ist alles noch größer, bunter, noch kapitalistischer. Dort gehört er hin, der Mann mit dem treuen Blick, der von Lech Posen kam.

Und nicht nach Dortmund, wo der Groll groß ist. „Diese Diskussion widert mich an“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Montag. „Robert wird zum Start der Vorbereitung bei uns sein.“ Auch Dortmund liebt Lewandowski. Aber ganz anders als die Menschen Polens.