Deutsche Nationalmannschaft Neuer, Khedira, Podolski - Wer trägt die Binde?
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Evian-les-Bains. Den letzten echten Capitano hat es am 15. Mai 2010 erwischt. Kevin-Prince Boateng rauschte dem Deutschen Michael Ballack damals im englischen Pokalfinale zwischen Ballacks FC Chelsea und dem FC Portsmouth derart in die Parade, dass dem ein Innenband riss und die WM in Südafrika ohne den großen Anführer angepfiffen werden musste. Was nicht das Allerschlechteste war mit Platz drei in der Endabrechnung — und richtig schickem Fußball.
Seitdem ist das Platzhirsch-Dasein aus der Mode gekommen. Philipp Lahm trug die schwarz-rot-goldene Binde ab Mitte 2010 so lange, bis er endlich Weltmeister war, aber ohne die furchtbar laute Interpretation seines Amtes. Wenn Deutschland am Sonntag auf die Ukraine trifft, wird es wieder einen Bindenträger geben. Und es ist jetzt noch nicht sicher, wer. Undenkbar in den rumpeligen, alten DFB-Zeiten.
Bastian Schweinsteiger, einst Flügelmann Lahms und auf Augenhöhe mit ihm im Spielerrat, ist weiterhin nicht einsatzbereit. Bundestrainer Joachim Löw mochte sich am Mittwoch noch nicht festlegen, Top-Kandidat Manuel Neuer am Donnerstag noch keine diesbezüglichen Verhandlungen bestätigen. Der Münchner Torhüter erklärte auf Anfrage wenig beeindruckt und deshalb sehr glaubwürdig: „Es spielt für uns keine große Rolle, wer die Binde tragen wird.“
Er wird dennoch in der Verlosung sein, wie auch Sami Khedira. Der Mann von Juventus Turin hatte in den regelmäßigen Auszeiten Schweinsteigers bereits fünfmal die leichte Last der Binde getragen, Neuer gar achtmal. Aber das gute Stück ist ohnehin eh inzwischen eine Art Wanderpokal. Lukas Podolski (5), Jerome Boateng, Mario Gomez (je 2), Toni Kroos, Thomas Müller, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, und Mesut Özil, sogar Julian Draxler waren schon Würdenträger.
Wer also vertritt Schweinsteiger? Neuer wäre logisch, Khedira nachvollziehbar, weil Löw wohl einen Feldspieler bevorzugt. Boateng ist ohnehin Abwehrchef, Kroos so oder so Mittelfeldchef, Müller und Özil sind auch ohne Amt die Offensiv-Anführer. Und außerdem: Es ist schon einmal recht gut gegangen, als der echte Capitano zum Auftakt fehlte.