Nivel als Gast beim Deutschland-Spiel

Lille/Lens (dpa) - Diese Bilder sorgen auch nach 18 Jahren noch für Schrecken, Wut und vor allem große Scham. Es ist der 21. Juni 1998. In einer Seitenstraße in Lens liegt der französische Gendarm Daniel Nivel wie leblos auf dem Boden.

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Brutale Schläger prügeln weiter auf ihn ein. Im Stadion Félix Bollaert-Delelis unweit entfernt läuft die WM-Vorrundenpartie von Deutschland gegen Jugoslawien, doch der Sport rückt an diesem Tag wegen der Randale der deutschen Hooligans in den Hintergrund.

„Wir müssen uns alle gegen diese Verbrecher wehren“, sagt der damalige DFB-Präsident Egidius Braun unter dem Eindruck des Verbrechens. Und: „Wir alle müssen uns verantwortlich fühlen, denn ein Polizist hat für uns alle seine Pflicht erfüllt.“ Ernsthaft denkt Braun an einen Rückzug des deutschen Teams von der WM.

Nivel erleidet schwerste Verletzungen, liegt tagelang im Koma und kämpft gegen den Tod. Er überlebt, doch die Folgen der schlimmen Hooligan-Attacke zeichnen ihn auch heute noch schwer. In seinen Beruf konnte er nie wieder zurückkehren. Am Sonntag wird der heute 61-Jährige auf Einladung des DFB zu Gast sein, beim EM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine in Lille.

„Unsere Gedanken gehen zurück in das Jahr 1998 mit den schweren Ausschreitungen bei der Fußball-WM, als in der Tat damals in der Delegation diskutiert wurde, ob man unter solchen Bedingungen noch Fußball spielen kann“, erinnerte DFB-Chef Reinhard Grindel am Mittwoch im deutschen EM-Quartier an die schwierigen Stunden.

„Deswegen ist es für mich umso mehr eine große Freude, dass wir aller Voraussicht nach - wenn es sein Gesundheitszustand zulässt, aber das ist offenbar der Fall - beim Spiel gegen die Ukraine Daniel Nivel begrüßen können“, betonte Grindel. Nivel war auch schon 2013 zu Gast, als Deutschland im Stade de France ein Freundschaftsspiel gegen Frankreich bestritt.

Die Hooligans wurden nach der Tat zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der DFB fühlte sich moralisch in der Pflicht, Nivel zu helfen und ein Zeichen darüber hinaus zu setzen. Mit der Gründung der Daniel-Nivel-Stiftung im Jahr 2000 sollte nicht nur dem Opfer selbst geholfen werden. Auch auf Bitten der Familie Nivel kümmert sich die Stiftung um soziale Anliegen. Auf der DFB-Homepage sind die drei Ziele formuliert: „... durch Schulungen präventiv Gewalt einzudämmen, die Ursachen fußballorientierter Gewalt zu ergründen sowie den Opfern solcher Gewaltdelikte zu helfen.“

Das Versprechen, für die Familie Nivel in Notlagen einzuspringen, gelte „für immer“, verspricht der DFB. Ex-Chef Wolfgang Niersbach, 1998 noch Pressechef des Verbandes wird auf der Homepage zitiert: „Es waren Deutsche, die das getan haben, das dürfen wir nie vergessen.“