Polens EM-Traum geplatzt: 0:1 gegen Tschechien
Breslau (dpa) - Im Dauerregen von Breslau ist der polnische Traum vom Einzug ins EM-Viertelfinale im eigenen Land weggespült worden. Trotz einer engagierten Vorstellung verloren die Gastgeber zum Vorrunden-Finale das Nachbarschaftsduell gegen Tschechien mit 0:1 (0:0) und wurden in Gruppe A Letzter.
„Wir sind natürlich sehr enttäuscht, aber wir hatten einige tolle Momente in diesem Turnier. Dafür möchte ich den Fans danken“, zog Polens BVB-Profi Jakub Blaszczykowski nach dem Ausscheiden mit nur zwei Punkten Bilanz.
Die Tschechen zogen dank des Siegtores durch den Wolfsburger Bundesliga-Profi Petr Jiracek (72. Minute) als Gruppensieger in die K.o.-Runde ein, in der am Donnerstag in Warschau der Zweite der deutschen Gruppe B der Gegner ist. Schützenhilfe leistete dabei Griechenland mit dem 1:0 über den bisherigen Spitzenreiter Russland.
„Mir fehlen die Worte. Das ist ein unglaublicher Moment für die Mannschaft“, sagte der Leverkusener Profi Michal Kadlec. „Wir sind schlecht ins Turnier gestartet, haben uns aber dann gesteigert. Ich bin stolz auf die Mannschaft“, verkündete Torschütze Jiracek. Auch ohne den verletzten Regisseur Tomas Rosicky verdiente sich das tschechische Team den Erfolg durch eine klare Steigerung nach der Pause, während den Polen zunehmend die Puste ausging.
Polens Coach Franciszek Smuda ließ nach der Partie seine Zukunft offen. „Ich muss meine Position nicht aufgeben. Mein Vertrag war nur gültig bis zum Ende der EM“, erklärte der Coach. Jetzt liege es am Verband, wie es weitergehe. Der 63-Jährige ließ aber durchblicken, weitermachen zu wollen. „Wir haben eine Mannschaft entwickelt, auf die wir in Zukunft zählen können. Wir haben bald schon wieder das erste Qualifikationsspiel zur WM, und ich glaube wirklich, dass wir uns für die WM qualifizieren können.“
Vor 41 480 Zuschauern - darunter rund 12 000 tschechische Fans - war den Polen der große Erwartungsdruck im „wichtigsten Spiel ihrer Fußball-Geschichte“ (Robert Lewandowski) zunächst nicht anzumerken. Getragen von einer nationalen Woge der Begeisterung bot die Elf von Franciszek Smuda Fußball mit Herz und spielte in den ersten 20 Minuten ein klares Plus an Chancen heraus. Im Abschluss zeigten Lewandowski und Co. allerdings altbekannte Schwächen.
In der 10. Minute hatten die polnischen Fans den Torschrei bereits auf den Lippen, als sich BVB-Profi Lewandowski im Laufduell gegen Theodor Gebre Selassie durchsetzte, den Ball aber am Kasten vorbeijagte. Cech, der trotz einer im Griechenland-Spiel erlittenen Schulterblessur wieder zwischen den Pfosten stand, konnte sich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen. In der 22. Minute lenkte der Keeper einen tückischen 20 Meter-Aufsetzer von Boenisch um den Pfosten. Erst als Mitte der ersten Halbzeit ein Wolkenbruch über dem Stadion niederging, ebbte der polnische Schwung merklich ab.
Bei den Tschechen lief im Spiel nach vorne ohne Rosicky eine Halbzeit wenig zusammen. Die einzige große Möglichkeit vor der Pause vergab der künftige Wolfsburger Vaclav Pilar, der in der 4. Minute frei vor dem Tor am Ball vorbei trat. Mehr Beschäftigung bekam Polens Ersatzkeeper Przemyslaw Tyton, der den Vorzug vor Rot-Sünder Wojciech Szczesny erhalten hatte, im zweiten Durchgang.
Während die Hausherren ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen mussten und in ihren Angriffsbemühungen zunehmend ratlos wirkten, wurden die Tschechen stärker und hatten in der 65. Minute durch Tomas Sivok die erste Möglichkeit zum 1:0. Tyton war bei dem Kopfball des Abwehrspielers aber auf dem Posten. Wenig später scheiterte Milan Baros am polnischen Schlussmann (68.). Der EM-Torschützenkönig von 2004 war auch am Siegtor beteiligt, als er Jiracek den Ball nach einem Konter mustergültig auflegte. Ein Ballverlust von Blaszczykowski im Mittelfeld hatte den Gegentreffer eingeleitet.