Griechenland im EM-Viertelfinale - 1:0 gegen Russland
Warschau (dpa) - Die Defensivstrategen aus Griechenland haben Russlands Ballkünstler mit 1:0 (1:0) entzaubert und doch noch das EM-Viertelfinale erreicht.
Mit dem ersten EM-Sieg seit dem überraschenden Triumph bei der Fußball-Endrunde 2004 sorgte die Mannschaft von Trainer Fernando Santos für die bisher größte Turnierüberraschung und schickte die Sbornaja auf die Heimreise.
Neben dem Zweiten Hellas zog aus Gruppe A auch Tschechien nach einem 1:0 (0:0) gegen Co-Gastgeber Polen in die K.o.-Runde ein. Dort wartet am Freitag in Danzig der Sieger der deutschen Gruppe B.
Einen Tag vor der mit Spannung erwarteten Parlamentswahl in Griechenland traf Rekordnationalspieler Georgios Karagounis (45.+2 Minute) am Samstag vor 55 614 Zuschauern im Nationalstadion Warschau. Damit kassierte Russland nach 16 Spielen wieder eine Niederlage.
Keeper Michail Sifakis war überglücklich. „Nun lebt der Traum weiter. Wir mögen die Situation, wenn alle auf uns rumhacken - daran wachsen wir“, sagte der Aris-Saloniki-Profi. Torschütze Karagounis meinte: „Wir geben nie auf, egal was passiert. Ich danke Gott, dass er uns diesen Moment gegeben hat.“
Vor Anpfiff hatte es Befürchtungen vor erneuten Ausschreitungen gewaltbereiter Fußball-Fans gegeben. Bei Krawallen rund um die Partie Polen - Russland hatte es 20 Verletzte gegeben. Tausende polnische Anhänger verfolgten am Abend in der Fan-Zone der Hauptstadt das entscheidende Spiel von Polen gegen Tschechien in Breslau. Zunächst war nichts von Ausschreitungen bekannt.
Trainer Fernando Santos reagierte auf die schwachen Auftritte seiner Mannschaft und änderte die Startformation auf vier Positionen. Unter anderen rückte der frühere Bundesligastürmer Theofanis Gekas nach seinem Treffer gegen Tschechien (1:2) in die Startelf. Bei Russland ersetzte Denis Gluschakow den wegen Magenproblemen ausgefallenen Konstantin Sirjanow.
Griechenland peilte das Ende seiner EM-Negativserie gegen die Sbornaja an. Auf dem Weg zum sensationellen Titel 2004 hatte es in der Gruppenphase ein 1:2 gegeben, vier Jahre später ein 0:1. Hellas' letzter EM-Sieg hatte vom Finale vor acht Jahren datiert.
Anders als in den ersten beiden EM-Partien war Griechenland von Beginn an hellwach. Nach einer Ecke von Kapitän Georgios Karagounis - neben Theodoros Zagorakis mit 120 Einsätzen Rekordspieler - prüfte Konstantinos Katsouranis (6.) Keeper Wjatscheslaw Malafejew. In dem offenen Schlagabtausch setzten die Russen ihre Kombinationsstärke dagegen. Andrej Arschawin (10.) und Alexander Kerschakow (13.) vergaben jedoch ihre Chancen.
Die Partie verlor an Tempo. Die Griechen konzentrierten sich darauf, das Kreativspiel des Teams von Dick Advocaat zu unterbinden. Arschawin & Co. fanden keine Mittel gegen diese Defensive. Zur schmeichelhaften Halbzeitführung traf Karagounis (45.+2). Nach einem Fehler von Juri Schirkow beim Einwurf lief der Kapitän alleine auf Malafejew zu und nutzte das psychologische Moment.
Russlands Tempodribbler taten sich auch nach dem Wechsel schwer: Sie produzierten in der Offensive nur Stückwerk. Der EM-Sieger von 2004 blieb dagegen in der Verteidigung sattelfest. Bitter für Kapitän Karagounis: Seine zweite Gelbe bedeutet eine Matchsperre.
Die Griechen verengten weiter die Räume - Georgios Tzavellas (70.) sorgte mit seinem Kracher ans Lattenkreuz für Gefahr. Russland warf alles nach vorne, doch auch Dsagojew (84.) verpasste. Der eingewechselte Pawel Pogrebnjak (90.+2) vergab auch.