Portugal im EURO-Fieber: „Jetzt oder nie!“
Lissabon (dpa) - Aus den Fenstern in Lissabon hängen wieder grün-rote Portugal-Fahnen, und beim Friseur wollen die Jungs nun immer häufiger „die Cristiano-Frisur“.
Vor dem EM-Halbfinalduell gegen den großen Nachbarn Spanien haben die Portugiesen ihre Zweifel gegenüber der Nationalelf um Superstar Cristiano Ronaldo offenbar endgültig abgelegt. Am Tejo-Fluss grassiert das EURO-Fieber. „Portugal kann Rache üben an Spanien für die Niederlage bei der WM 2010“, schrieb die Zeitung „Diario de Noticias“. Und das Massenblatt „Correio da Manha“ tönte groß auf Seite eins: „Auf geht's Portugal! Wir nehmen Spanien den Ball weg.“
In Portugal herrscht Optimismus wie zuletzt nur bei der EM 2004 im eigenen Land, als der damalige Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari aus Brasilien mit nationalistischen Aufrufen die eher verschlossenen, melancholischen und pessimistischen Portugiesen zu wahren Partytigern machte - bevor es im Finale gegen Griechenland eine Schlappe gab.
Sogar die Politiker vergessen die Schuldenkrise des Landes. Sie fiebern und diskutieren immer häufiger mit. „Wir dürfen nicht ängstlich spielen, sondern mit Ehrgeiz und Mut, dann packen wir es“, erklärte der Ex-Führer der Regierungspartei PSD, Marques Mendes.
Von Spiel zu Spiel versammeln sich immer mehr Menschen zum Public Viewing vor der Großleinwand an der Stierkampfarena in Lissabon. Auch Alt-Trainer Manuel José, der die EM-Vorbereitung als „Zirkus“ bezeichnet hatte, will hin. Der 66-Jährige, der vor zwei Wochen einen Finaleinzug ausgeschlossen hatte, sagt jetzt: „Ich glaube, meine Kritik hat geholfen und die Nationalelf wachgerüttelt.“.