Portugiese Proença pfeift EM-Finale
Warschau (dpa) - Belohnung für seine auffällig unauffälligen Auftritte: Der Portugiese Pedro Proença darf am Sonntag das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft zwischen Titelverteidiger Spanien und Deutschland-Bezwinger Italien leiten.
Das teilte die Europäische Fußball-Union mit.
Knapp anderthalb Monate nach dem Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und dem FC Chelsea der nächste Höhepunkt in der Karriere des 41 Jahre alten Finanzmanagers.
Der Unparteiische aus Lissabon hat bei der EM in Polen und der Ukraine bereits Spiele beider Final-Teilnehmer gepfiffen. In der Vorrunde stand die Partie Spanien gegen Irland unter der sicheren Leitung Proenças, im Viertelfinale war er für das Duell zwischen England und Italien eingeteilt. Das Endspiel im Olympiastadion von Kiew am Sonntag ist der insgesamt vierte EM-Einsatz des portugiesischen Referees und bereits der dritte in der ukrainischen Hauptstadt.
Vor dem letzten Viertelfinale hatte Proença auch schon das Gruppenspiel Schweden gegen Frankreich in Kiew souverän zu Ende gebracht. Nach all seinen Auftritten erntete der begeisterte Hobby-Skifahrer und Bücherliebhaber durchweg positive Kritiken. Oder präziser: Über den Schiedsrichter wurde gar nicht diskutiert, was immer das beste Indiz ist für die Leistungsskala. Nun ist er der erste Portugiese, der ein EM-Finale pfeift.
In Portugal wurde die Nominierung begrüßt. Der frühere FIFA-Referee António Garrido (79), der als erster Portugiese 1978 an einer WM teilnehmen durfte und zudem das Europapokalfinale 1980 zwischen dem Hamburger SV und Nottingham Forest leitete, sagte: „Die Nominierung von Pedro Proença ist ein Sieg für Portugal.“ „Diario Digital“ und andere Medien jubelten, Proença sei der erste Unparteiische, der im selben Jahr das Finale der Champions League und das Endspiel der EURO pfeifen dürfe.
Dabei hatte die Saison für den passionierten Handballspieler ziemlich schmerzhaft begonnen. Im August 2011 musste Proença seinen Saisonstart aufschieben, weil ihm in einem Einkaufszentrum seiner Heimatstadt ein Fan von Benfica Lissabon einen Faustschlag ins Gesicht verpasste und Proença zwei Zähne verlor.
Eigentlich gilt der Schiedsrichter als bekennender Benfica-Fan. „Er ist eher unauffällig, physisch stets in guter Verfassung, diskret in seinen Gesten und erfahren“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ einmal über Proença. Dreimal leitete er schon Champions-League-Spiele der Bayern, dreimal verloren die Münchner. Diesmal ist das allerdings kein schlechtes Omen: Nach dem Aus der DFB-Auswahl im Halbfinale gegen Italien steht im Endspiel kein Münchner auf dem Platz.
Die Schiedsrichter der EM-Endspiele: