Privates Viewing in Floris Fußballbude
Bremen (dpa) - Public Viewing kann man, muss man aber nicht mögen: sich mit tausenden Fußballfans dicht an dicht vor einer Leinwand drängen, ewig für das Bier anstehen und lange Schlangen in der Halbzeit vor den Klos.
Wer es gemütlicher mag, den lädt Florian Prübusch in seine Fußballbude.
Während der EM hat der Bremer einen Kiosk am Werdersee zu seinem Wohnzimmer umfunktioniert, wo er in aller Öffentlichkeit sein privates Viewing zelebriert. „Man darf sich wie zu Hause fühlen, Bier aus dem Kühlschrank nehmen“, sagt Prübusch. Auf einem Sofa und umgedrehten Bierkisten können andere Fußballbegeisterte mit ihm vor der Glotze hocken, Erdnüsse knabbern und Klebebildchen tauschen.
An der Wand hängt eine Ahnengalerie der Fußballspieler mit den schrägsten Frisuren, von Carlos Valderrama bis Günter Netzer. Darüber thront in einem Bilderrahmen Julia Timoschenko, die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin. Seine Gäste versorgt Flori vor dem Spiel mit dem aktuellen Wetterbericht und während der beiden Halbzeiten mit kompetenten Kommentaren - und nicht nur die.
Auch die Jogger, Fahrradfahrer und Spaziergänger am Werdersee bekommen sofort den aktuellen Spielstand mitgeteilt. „Ob sie wollen oder nicht“, sagt Prübusch. Die meisten wollen. Immer wieder bleiben Leute im Vorbeigehen stehen. Manche werfen nur einen kurzen Blick auf den Bildschirm, andere verweilen bis zum Ende des Spiels auf dem Deich.
Auch für langweilige Partien hat Prübusch vorgesorgt: Eine Torwand, das Fußball-Brettspiel Tipp-Kick und ein Bingo mit oft strapazierten Kommentatoren-Sprüchen verkürzen die zähen 90 Minuten. Beim Halbfinale der Deutschen gegen Italien am Donnerstag wird das hoffentlich nicht nötig sein.