Rücktritt?: Ersatzspieler Pedro stört Spaniens Frieden

Bordeaux (dpa) - Mit einer bitteren Klage über sein Reservistendasein und einer Rücktrittsdrohung hat Angreifer Pedro die Ruhe bei EM-Titelverteidiger Spanien gestört.

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Zumal der 28-Jährige vom FC Chelsea bei einer Pressekonferenz in Bordeaux seine Aussagen nicht revidierte. „Ich bereue nichts. Es war keine Attacke gegen den Trainer“, sagte Pedro. Chefcoach Vicente del Bosque nahm das Vorpreschen Pedros mit der Gelassenheit eines 65-Jährigen - und wird den Fall intern regeln.

Pedro fügte lediglich hinzu: „Wenn ich mich entschuldigen soll, vor allem bei den Fans, dann mache ich das.“ Zuvor hatte er sich in einem Interview mit dem Fernsehsender Movistar Televisión darüber beklagt, dass er so wenig spiele: „Diese Rolle anzunehmen, fällt mir schwer. Wenn ich keine Fortschritte sehe, dann wird es mir schwerfallen, weiter Teil der Mannschaft zu sein, für die Mitspieler da zu sein.“ Obwohl er mit ihnen gut auskomme.

Diese Ankündigung einen Tag vor dem letzten Gruppenspiel der Spanier gegen Kroatien in Bordeaux (Dienstag, 21.00 Uhr) war flugs ein Riesenthema in den spanischen Medien. Pedro hat 59 Länderspiele absolviert, war 2010 Welt- und 2012 Europameister mit den Iberern.

„Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er sich mit niemanden anlegen will“, sagte del Bosque wenige Minuten nach Pedros Auftritt bei der Pressekonferenz. „Sein Unterbewusstsein hat ihn hintergangen. Er hat etwas gesagt, was ihn jetzt belastet.“

Die Äußerungen Pedros überraschten, zumal er von del Bosque trotz seiner sehr mäßigen Saison in der englischen Premier League beim FC Chelsea für die Fußball-EM in Frankreich berufen wurde.

Pedro war im ersten Gruppenspiel gegen Tschechien in der 81. Minute gegen Nolito eingewechselt worden und beim 3:0 gegen die Türkei nicht zum Einsatz gekommen. Während Kapitän und Rekordnationalspieler Iker Casillas stillschweigend seine Degradierung zum Torhüter Nummer 2 hingenommen hat, probt Pedro nun offensichtlich den Aufstand.

„Ich hatte andere Erwartungen, als ich hergekommen bin und es ist nicht eingetroffen, was ich mir gewünscht habe“, sagte er. „Manchmal kommen die Dinge zu einem Punkt, wo man eine Entscheidung treffen muss“, sagte er und verwies auf seine Situation im vergangenen Jahr bei seinem Ex-Club FC Barcelona. „Man muss wissen, wann man bleibt und wann nicht. Wenn ich sehe, dass ich den Schritt machen muss, dann mache ich ihn.“ Es sei nichts, was man jetzt abwägen müsse, „aber es ist etwas, worüber ich nachdenke.“