Russland zeigt Polen die Rote Karte

Moskau (dpa) - Nach den schweren Ausschreitungen rund um das EM-Spiel Polen - Russland in Warschau haben russische Vertreter den polnischen Fans die Schuld an der Eskalation gegeben.

Die russischen Anhänger hätten sich auf ihrem Marsch zum Stadion vernünftig benommen, sagte der Chef des Fußballverbandes, Sergej Fursenko, nach Angaben der Internetzeitung „gazeta.ru“. Die kremlnahe Jugendorganisation „Naschi“ verteilte symbolisch Hunderte Rote Karten an die polnische Botschaft in Moskau.

Die Krawalle durch polnische Hooligans und die Unfähigkeit der polnischen Polizei, russische Fans zu schützen, erlaubten Zweifel, dass das EU-Land in der Lage sei, ein Ereignis wie die EM auszurichten, teilte „Naschi“ mit. Der Menschenrechtsbeauftragte des Kreml, Michail Fedotow, kündigte ein Treffen mit Vertretern des polnischen Innenministeriums an. An den Überfällen seien polnische Hooligans und nicht polnische Fans Schuld, sagte Fedotow. Fursenko sagte: „Polnische Fans sind für ihren ungebärdigen Charakter bekannt. Darum passieren solche Zusammenstöße.“

Beobachter fühlten sich an einen Angriff auf Kinder russischer Diplomaten in Polen 2005 erinnert. Russland sei für junge Polen ein Symbol für alles Schlechte, was es in der Sowjetunion gab, sagte der Direktor des Instituts für Strategieeinschätzungen, Sergej Osnobischtschew. „Der Hass und die negativen Emotionen entladen sich in den Überfällen auf Russen, so wie es mit den Kindern russischer Diplomaten in Warschau geschehen ist.“ Allerdings werden keine neuen bilateralen Probleme durch den Vorfall erwartet. „Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Vorkommnisse sich auf unsere politischen Beziehungen auswirken“, sagte der polnische Botschafter in Moskau, Wojciech Zajaczkowski.