S-Frage: Wie spielt Deschamps gegen Deutschland?

Clairefontaine (dpa) - Auch Fußball-Frankreich brütet über der S-Frage vor dem Halbfinal-Kracher gegen Deutschland. „Ich weiß nicht, welches System er wählen wird“, beteuerte Mittelfeldspieler Moussa Sissoko zwei Tage vor dem Duell im Stade Vélodrome über Didier Deschamps' Strategiepläne.

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4-2-3-1 oder 4-3-3 - das ist die Frage der Franzosen. Davon hängt auch ab, ob Sissoko mit seiner Athletik und Dynamik im rechten Mittelfeld spielen wird. Auch wenn er vor zwei Jahren im WM-Viertelfinale gegen die deutsche Mannschaft gar nicht zum Einsatz gekommen ist, treiben den 26-Jährigen von Newcastle United doch Revanchegelüste vor dem Wiedersehen am Donnerstag in Marseille um: „Wir haben diese Niederlage nicht vergessen.“

Die Chancen beziffert er am Dienstag bei einer Pressekonferenz im EM-Camp des Gastgebers in Clairefontaine auf „50:50. Deutschland ist der Weltmeister. Sie haben starke Leistungen gezeigt, wie wir auch. Wir spielen aber zuhause, vor unseren Zuschauern.“

Und vor allem spielen sie in Marseille. Schon 1984 beim EM-Titel im eigenen Land führte der Weg der Équipe tricolore über das für seine Stimmung berüchtigte Stade Vélodrome in der Hafenstadt. Der große Michel Platini erzielte damals in der vorletzten Minute den 3:2-Siegtreffer gegen Portugal.

Die Zeitung „Le Parisien“ führt am Dienstag allerdings noch vier weitere Gründe auf, „um an den Erfolg von Les Bleus zu glauben“: „Den feurigen Angriff“ mit dem Tordreieck Antoine Griezmann (vier Treffer), Olivier Giroud und Dimitri Payet (jeweils drei), Deschamps' „erweiterbare Taktik“, ein „dezimiertes Deutschland“ und eine französische Mannschaft, die „zuversichtlich wie nie“ ist.

Schließlich gilt es einen 58 Jahre alten Bann zu brechen: Solange warten die Franzosen in einer K.o.-Phase auf einen Sieg gegen Deutschland. „Les Bleus haben keine Angst mehr vor den Deutschen“, sagt Verbandschef Noël Le Graët der Sportzeitung „L'Equipe“, der Rest liege im Bereich des Unvorhersehbaren.

Wie womöglich auch Frankreichs Aufstellung. Deschamps hatte seine schwersten personellen Ausfälle unter anderem mit den Verletzungen von Raphael Varane, Jeremy Mathieu oder Lassana Diarra schon vor der EM zu verkraften. Zudem kamen die eigentlich gesetzten Mathieu Valbuena und Karim Benzema wegen ihrer Verwicklung in einen Erpressungsskandal nicht infrage.

Gegen Island musste Samuel Umtiti sein Länderspieldebüt geben. Gegen Island zeigten die Franzosen im 4-2-3-1-System auch ihre bislang beste Turnierleistung, nachdem sie in derselben Ausrichtung das 0:1 gegen Irland in der zweiten Halbzeit in ein 2:1 verwandelt hatten.

Nach ihren Gelb-Sperren stehen aber Adil Rami in der Innenverteidigung und der nimmermüde N'Golo Kanté im Mittelfeld wieder zur Verfügung. Letztgenannter wurde mit Leicester City sensationell englischer Meister und könnte sich auch um Mesut Özil im deutschen Mittelfeld vom FC Arsenal kümmern. Das allerdings würde bedeuten, dass die Franzosen doch eher im 4-3-3-System spielen, in dem sie lediglich drei ihrer elf Tore bisher erzielten. Wohl auch deswegen schrieb „L'Équipe“ bereits von der „Versuchung nichts zu ändern“.