Schneller Silva - Del Bosque: „Er ist unser Messi“
Gniewino (dpa) - Was für ein Lob! „Er ist unser Messi“, strich Vicente del Bosque die herausragende Bedeutung David Silvas für Spanien heraus.
Natürlich reicht er nicht an die Sonderklasse des argentinischen Weltfußballers heran, aber beim Europameister kommt ihm eine vergleichbare Rolle als Wirbelwind im offensiven Mittelfeld zu.
Silva ist extrem schnell und ballsicher, trickreich und zudem torgefährlich. Mit 17 Treffern in 60 Länderspieleinsätzen vor der abschließenden Gruppenpartie gegen Kroatien war er im EM-Kader des Titelverteidigers der zweitbeste Schütze hinter Mittelstürmer Fernando Torres. Nicht von ungefähr erzielte der 26-Jährige bei der 4:0-Gala gegen Irland das 2:0.
Eine weitere Stärke ist Silvas Vielseitigkeit. In der Selección spielt er in aller Regel auf der rechten Außenbahn, in seinen diversen Clubs kam er meist über links. Der Mann mit der Nummer 21 überzeugte aber auch schon als Spielmacher, verkappte Spitze oder sogar offensiver Verteidiger. „Ich komme auf jeder Position zurecht. Wechsel bereiten mir keinerlei Probleme“, erklärte er.
Mit seinen nur 1,70 Meter passt Silva zudem perfekt in del Bosques System der körperlich eher kleinen Mittelfeld-Giganten. Der Weltmeister-Trainer setzt auf wendige, technisch versierte und taktisch flexible Ballkünstler in seiner Dreierformation vor den beiden „Sechsern“.
Beim historischen Triumph in Südafrika kegelte sich Silva allerdings durch seinen schwachen Auftritt beim blamablen 0:1-Auftakt gegen die Schweiz selbst aus der Stammelf. Er kam danach nur noch auf einen Kurzeinsatz beim 1:0-Halbfinalerfolg gegen Deutschland. Danach war das Verhältnis zwischen del Bosque und dem Profi längere Zeit belastet. Der sensible Silva beklagte sich über zu wenig Anerkennung. Die Lionel-Messi-Adelung ist sicher auch eine Streicheleinheit gewesen.
Bei der EURO 2008 war Silva unter Luis Aragonés noch gesetzt. Mit Xavi, Andrés Iniesta und Marcos Senna bildete er in Innsbruck und Wien die „Fantastischen Vier“. Im Endspiel gerieten sich der sonst eher schüchterne Silva und Lukas Podolski so heftig in die Haare, dass Silva beinahe Rot gesehen hatte. Der Coach wechselte ihn dann sicherheitshalber aus.
Der FC Valencia war früh auf das Talent von den kanarischen Inseln aufmerksam geworden und verpflichtete den Teenager. Um die Karriere des 14-Jährigen zu unterstützen, zogen die Eltern von Arguinegin nach Valencia mit um. Schließlich hatte sein Vater einst mit Nationalspieler Juan Carlos Calderon auf Gran Canaria gekickt.
Mit 17 debütierte Silva in Valencias Reserveteam, wurde dann an SD Eibar und Celta Vigo ausgeliehen, ehe er 2006 zur ersten Mannschaft des mehrfachen spanischen Meisters zurückkehrte. Als Nachfolger von Pablo Aimar übernahm Silva auch die Rückennummer 21 des Argentiniers. In der Selección debütierte das Super-Talent schon mit 20 Jahren.
Der spanische Pokalsieg 2008 und etliche Champions-League-Partien zählten zu Silvas Höhepunkten mit Valencia. „Er geht mutig in die Zweikämpfe, ist torgefährlich und bewegt sich viel. Zudem ist er nur schwer vom Ball zu trennen und hat ein sehr gutes Schussvermögen“, urteilte Frank Lampard einmal über Silva nach einem Match zwischen seinem FC Chelsea und Valencia.
Manchester City waren Silvas Fähigkeiten 2010 knapp 30 Millionen Euro wert. Eine Investition, die sich für den Premier-League-Club dank des Meistertitels in dieser Saison schon ausgezahlt hat. Diesen Erfolg will der spanische „Messi“ nun toppen. „Wir wollen den Titel verteidigen und das Triple perfekt machen“, nannte er als sein Turnier-Ziel. „Aber wir wissen, dass das sehr schwer wird.“