Sportministerin fordert Respekt - Verlängert Blanc?

Donezk (dpa) - Franck Ribéry suchte schnell den Schutz der schwarzen Limousine. Kurz winkte der Bayern-Star den wenigen wartenden Fans im Nieselregen am Flughafen Le Bourget zu, ließ noch einmal die verdunkelten Scheiben hinunter und startete dann in den verfrühten EM-Urlaub.

Während zumindest Ribéry bei der „ruhmlosen Rückkehr der Blauen“ („Le Parisien“) nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien mit Applaus empfangen wurde, stehen Frankreichs Nationalteam harte Zeiten bevor. Sportministerin Valérie Fourneyron verlangt von den Spielern wieder „Respekt vor dem Trikot“, Fans fordern eine Strafe für den pöbelnden Rüpel Samir Nasri und Medien einen Kulturwandel. „Le changement, c'est maintenant!“, titelte die „L'Équipe in Erinnerung an das Wahlkampfmotto des sozialistischen Präsidenten François Hollande („Den Wechsel jetzt“).

Ob es auf der Position des Nationaltrainers eine derartige Änderung geben wird, soll binnen einer Woche besprochen werden. Nach Informationen von „Le Parisien“ will Laurent Blanc die Équipe Tricolore auch zur WM 2014 in Brasilien führen und seinen auslaufenden Kontrakt verlängern. „Dafür habe ich jetzt nicht den Kopf“, hatte er noch in der Analyse des EM-Scheiterns betont.

Den Großteil seiner Mannschaft weiß Blanc bei seinen Überlegungen hinter sich. „Natürlich muss er weitermachen“, unterstützte der enttäuschende Stürmer Karim Benzema den Coach, „wir sind aus einer schlimmen Lage gestartet, jetzt ist es gut. Ich hoffe, dass er bleibt.“

Der Undiszipliniertheiten einiger Spieler in der Ukraine haben allerdings Blancs Verhandlungsposition geschwächt. Trotz seiner Arbeit sei „man noch weit von einem Verhalten entfernt, das man von einem Nationalteam zu Recht erwarten kann“, schimpfte Fourneyron im TV-Sender France 2 laut mehrerer Internetseiten und sprach von einer „wahren Enttäuschung“. „Ich hoffe, dass das Team sich bewusst macht, dass genug genug ist.“

Auch Verbandspräsident Noël le Graët steht unter Druck. Seit dem beschämenden Debakel bei der WM 2010 in Südafrika ist in den Sponsorenverträgen eine Klausel verankert, die die Höhe der Zahlungen an Leistungen und Ansehen des Teams in der Bevölkerung knüpft. Und das Image hat beträchtlichen Schaden genommen. „Frankreichs Nationalteam bleibt am toten Punkt“, analysierte „Le Figaro“ das „unwürdige Verhalten“ außerhalb des Platzes.

Besonders die weitere Zukunft des streitbaren Nasri im Nationalteam ist fraglich. Er hatte nach dem Aus einen Journalisten übel beleidigt. „Nach der Bank der Bann?“, fragte „L'Équipe“. Die Fans sind sich bereits einig: In einer Online-Abstimmung von „Le Parisien“ forderten bis Montagmittag 90 Prozent von mehr als 18 000 Menschen eine Strafe für den 24-Jährigen von Manchester City.

Die Chance, bei ihren Anhängern einen guten letzten EM-Eindruck zu hinterlassen, vergaben Nasri und Co. ebenfalls. Einzig Yann M'Vila und Alou Diarra bequemten sich nach dem Rückflug am Sonntagabend zu den Fans und schrieben Autogramme. Nasri entschwand neben Benzema und Verteidiger Laurent Koscielny direkt in einem Privatjet.