Ukraine empört über diskriminierende Rundfunkkommentare

Warschau (dpa) - Mit „Scherzen“ weit unter der Gürtellinie haben zwei polnische Rundfunkmoderatoren Empörung in der Ukraine und in Polen ausgelöst. Sie selbst verteidigen ihre sexistischen Kommentare weiterhin als Satire.

Nicht nur das ukrainische Außenministerium forderte eine Entschuldigung, auch polnische Diplomaten gaben sich keine Mühe, ihren Zorn zu verhehlen: Mit diskriminierenden und frauenfeindlichen Kommentaren haben zwei polnische Rundfunkjournalisten in der Ukraine und im eigenen Land Empörung ausgelöst. „Schämen Sie sich, meine Herren!“ twitterte die stellvertretende polnische Außenministerin Katarzyna Pelczynska. Das ukrainische Außenministerium fordert eine öffentliche Entschuldigung.

Der Vorfall ereignete sich bereits am Mittwoch, nach dem EM-Aus für die ukrainischen Co-Gastgeber. Die „äußerst erniedrigenden“ Bemerkungen seien unannehmbar, empörte sich das Außenministerium in Kiew in einer Stellungnahme.

„Wie es sich für einen echten Polen gehört, habe ich meine eigene Ukrainerin daraufhin rausgeschmissen“, spöttelte einer der Moderatoren einer Livesendung des Rundfunksenders „Radio Eska“ in Anspielung auf die zahlreichen in Polen arbeitenden ukrainischen Haushaltshilfen. Sein Kollege setzte noch einen schlimmeren sexistischen und frauenverachtenden Spruch dagegen.

Diese Bemerkungen sorgten nicht nur in der Ukraine für Entsetzen. Derartige Bemerkungen hätten niemals fallen dürfen. Ministeriumssprecher Marcin Bosacki sagte am Freitag, die Äußerungen der beiden Journalisten seien skandalös.

Doch nach einer eher lauen Entschuldigung, sie hätten niemanden verletzen wollen, zeigten sich die beiden eher uneinsichtig. Er vertrete nun mal einen grotesken Humor, ähnlich wie der spanische Regisseur Pedro Almodovar, verteidigte sich einer der Journalisten am Freitag und wetterte gegen „Zensur in der Welt der Satire“. „Wir bemühen uns nur darum, die Rolle des Durchschnittspolen einzunehmen“, zitierte die Zeitung „Dziennik“ seinen Kollegen.

Mit solchen Bemerkungen dürften die Wogen im Warschauer Außenministerium kaum geglättet werden. Schließlich hatte die polnische Regierung sich erst kurz vor der EM bitter über ausländische Medienberichte beklagt, in denen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Polen die Rede war. Das seien nur extreme Randerscheinungen, hieß es. Der Durchschnittspole sei tolerant.

Die sexistischen Bemerkungen über Ukrainerinnen waren nicht die erste verbale Entgleisung der beiden Moderatoren: Bereits im vergangenen Jahr waren sie nach einer rassistischen Bemerkung über einen Beamten, dessen Vater aus Indien stammt, vom polnischen Medien-Ethikrat gerügt worden. Der Sender musste damals eine Strafe in Höhe von 50 000 Zloty (etwa 12 000 Euro) zahlen.