Abenteuer Madrid - Anreise-Probleme für 96-Fans
Madrid (dpa) - Für Hannover 96 wird die Reise nach Madrid zum Abenteuer. Rund um das Viertelfinal-Hinspiel am Donnerstag bei Atlético Madrid droht wegen eines angekündigten Generalstreiks Chaos.
In der spanischen Hauptstadt muss der Fußball-Bundesligist aber kühlen Kopf bewahren und für ein Novum sorgen, um sich alle Chancen auf den Halbfinaleinzug eine Woche später zu erhalten. Der Europa-League-Sieger von 2010 um Ex-Bundesligastar Diego hat nämlich im laufenden Wettbewerb im heimischen Stadion Vicente Calderón alle sechs Spiele gewonnen.
Hannover fühlt sich stark genug für Atlético und hat längst höhere Ziele. „Ins Halbfinale zu kommen, wäre irre“, sagte Mirko Slomka. „Wir werden alles versuchen, um auch in Madrid zu bestehen“, versprach der Trainer, der sein Team beim neunmaligen spanischen Meister angriffslustig einstellen will. „Wir werden eine Mannschaft haben, die sehr offensiv ausgerichtet sein wird“, so Slomka.
Um noch weiterzukommen, müsse 96 in Madrid „mutig und auch frech“ spielen. Angreifer Jan Schlaudraff denkt bereits weiter: „Das Finale von Bukarest ist ein Traum von jedem.“ Die 96-Profis brennen auf das Duell. „Wir freuen uns riesig auf das Abenteuer“, sagte Schlaudraff, und Kapitän Steven Cherundolo frohlockte: „Das wird ein großes Spiel.“
Ob es das auch für die 96-Fans wird, bleibt abzuwarten. Trotz des unverhofften Triumphzuges ihres Clubs durch Europa dürften die Hannoveraner nach den Trips ins ukrainische Poltawa und nach Lüttich das nächste Abenteuer erleben. In Belgien waren die 96-Anhänger zweimal unerwünscht, die Innenstadt war tabu. Diesmal dürfte die Anreise nach Spanien und in Madrid zum Stadion viele Nerven kosten.
Aus Protest gegen die geplante Arbeitsmarktreform der konservativen Regierung haben die Gewerkschaften zum Generalstreik aufgerufen. Fans, die erst am Spieltag fliegen wollen, könnten die Leidtragenden sein. Es droht die Annullierung der Flüge. In Madrid verkehrt der Personen-Nahverkehr nur eingeschränkt. Zuschauern, die mit dem Taxi ins Stadion fahren wollen, wird geraten, dies wegen des befürchteten Verkehrschaos so früh wie möglich zu tun. Im schlimmsten Fall droht ein strammer Fußmarsch.
Die 96-Stars ficht das nicht an. „Wir haben unseren Job zu tun. Wir wollen weiterkommen“, mahnte Cherundolo. Die Aufgabe beim kleineren Traditionsclub aus Madrid wird schwer genug. „Bei einigen Spielern reibt man sich die Augen und denkt: Boah, die haben schon Extra-Klasse“, verriet Manuel Schmiedebach. Ob es ein Wiedersehen mit dem vom VfL Wolfsburg an Atlético ausgeliehenen Diego gibt, bleibt abzuwarten. Atlético-Coach Diego Simeone deutete an, den gerade von einem Muskelfaserriss genesenen Brasilianer erst nach und nach an die Mannschaft heranführen zu wollen.
Hannovers Chance könnte darin liegen, dass die Spanier 96 nicht ernst nehmen. In Madrid gilt Atlético als klarer Favorit, weil Hannover unbekannt in Spanien ist. „Ich glaube, dass man den Kommentaren hier entnehmen kann, dass wir nicht gerade Favorit sind“, bemerkte Slomka spöttisch.
Atlético hat auch Probleme, das knapp 55 000 Menschen fassende Stadion zu füllen. Weil Hannover nicht als attraktiver Gegner gilt, gewährt der Club ordentlich Rabatt auf die Tickets. „Wir werden unser Spiel machen. Und wenn wir das gut machen, haben wir gute Chancen zu gewinnen. Wir gehen nicht davon aus, dass wir ausscheiden“, sagte Atléticos Juanfran fast ein wenig überheblich.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Atlético Madrid: Courtois - Juanfran, Miranda, Godin, Filipe - Gabi, Mario Suaréz - Koke, Arda Turan - Adrian, Falcao
Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Eggimann, Pogatetz, Pander - Schmiedebach, Pinto - Stindl, Rausch - Schlaudraff, Diouf
Schiedsrichter: Lannoy (Frankreich)