Bayer-Spiel in Charkow: Klima extrem frostig
Charkow (dpa) - Das Klima war extrem frostig, als die Spieler von Bayer Leverkusen Stunden vor der Europa-League-Partie bei Metalist Charkow zum Frühstück kamen. Minus 18 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Donnerstagmorgen in der ukrainischen Stadt, ein Grenzwert, bei dem Fußball spielen zum Risiko werden kann.
„Für die Spieler ist das keine gute Sache“, sagte der Mannschaftsarzt des Bundesligisten, Karl-Heinrich Dittmar. „Bis minus 22 Grad ist Sport im Freien noch zu verantworten“, erklärte der Mediziner.
Als am Mittag des Spieltages die Entscheidung getroffen wurde, dass die Partie angepfiffen wird, saßen Dittmar und sein Kollege von Metalist mit am Tisch. Ab einer zu erwartenden Temperatur von minus 15 Grad hätten die Mediziner ihr Veto einlegen und die Austragung verhindern können. Da die Zwischenrunden-Begegnung vorsorglich auf 18.00 Uhr Ortszeit (17.00 Uhr MEZ) vorverlegt wurde und für den Zeitpunkt minus 15 bis minus 17 Grad prognostiziert waren, gaben sie Grünes Licht.
Leverkusens Sportchef Rudi Völler war nicht erbaut darüber, sich in Charkow „den Arsch abfrieren“ zu müssen, zugleich aber auch erleichtert. „Eine Spielabsage wäre der Worst Case gewesen“, meinte er angesichts der dann zu erwartenden Terminprobleme. Schließlich kommt Metalist schon nächste Woche Donnerstag zum Rückspiel.
Besonders für den Brasilianer Renato Augusto und Arturo Vidal aus Chile hieß es: warm anziehen. „Vorgeschrieben ist ja nur, dass man ein Trikot tragen muss, nicht wie viele Hemden man maximal drunter anziehen darf“, sagte Innenverteidiger Manuel Friedrich und fügte hinzu: „Die Südamerikaner handhaben das sicher anders als wir harten Deutschen.“
Abgesehen von Thermounterwäsche und Handschuhen erhielten die Spieler eine Creme, um ungeschützte Hautpartien gegen die Kälte zu präparieren. Zudem wurden sie angehalten, viel zu trinken. „Minus 20 Grad sind vergleichbar mit plus 35 Grad. Da muss man genauso viel trinken, nur das Durstgefühl ist geringer“, erklärte Dittmar. Der Leiter der Medizinischen Abteilung von Bayer 04 konnte schon in der Europa-League-Vorrunde Anfang Dezember bei Rosenborg Trondheim Erfahrung sammeln: Damals wurde bei minus 17 Grad angepfiffen.
„Wir sind zwar hartgesotten, doch der Substanzverlust bei dieser Kälte ist hoch“, weiß Kapitän Simon Rolfes. Viel Zeit zur Regeneration haben die Bayer-Profis nicht. Schon am Sonntag steht die Bundesliga-Begegnung gegen den VfB Stuttgart an. „Ich glaube nicht, dass die Stuttgarter eine schwache Bayer-Mannschaft erwarten dürfen“, sagte Dittmar.
Dass Bayer-Trainer Jupp Heynckes die Kälte-Debatte der ursprünglich für 22.00 Ortszeit angesetzten Partie in Charkow - für diesen Zeitpunkt waren minus 26 Grad prognostiziert - angezettelt hatte, erhitzte einige Gemüter in der Ukraine. Er wurde von Bloggern als „Sommerfußballer“ verspottet - da hätte man das Spiel gleich auf Juli verschieben können.