Bayer will Wunder von Lissabon schaffen

Lissabon (dpa) - Die Mini-Krise in der Bundesliga ist beendet, nun will Bayer Leverkusen das kleine Fußball-Wunder von Lissabon vollbringen.

„Ich bin mir sicher, dass es nicht vorbei ist und wir gewinnen werden“, sagte Bayer-Torjäger Stefan Kießling vor dem Europa-League-Rückspiel am Donnerstag bei Benfica Lissabon. Die 0:1-Pleite vor einer Woche stärkte seine Zuversicht: „Wir waren besser, die haben nur hinten drin gestanden.“

Gerüchte über die Zukunft des 29 Jahre alten Stürmers sollen die Konzentration auf den Showdown in der portugiesischen Hauptstadt nicht stören. „Ich möchte nicht, dass dadurch Unruhe hereingetragen wird“, kommentierte Kießling. Nach seinen 15 Treffern und neun Torvorlagen in 22 Bundesliga-Saisonspielen wird über seinen möglichen Weggang spekuliert. Demnach ist er ein Kandidat für die Nachfolge des vor dem Absprung stehenden Robert Lewandowski bei Borussia Dortmund.

Kießling stritt kurz vor dem Abflug nach Lissabon angebliche Kontakte zum deutschen Fußballmeister ab. „Ich weiß von nichts. Ich bin selbst überrascht. Das ist kein Thema für mich.“ Und auch Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser konnte den Wechselgerüchten wenig abgewinnen: „Es gibt überhaupt keinen Anlass, darüber nachzudenken.“

Unruhe will der Bundesliga-Dritte vor dem Auftritt im „Stadion des Lichts“ nicht aufkommen lassen. „Da wurde nur beifällig drüber geflachst. Wir haben uns auf das Wesentliche konzentriert“, sagte Cheftrainer Sascha Lewandowski. Nämlich auf eine taktische Marschroute, um zu gewinnen. „Die Situation ist nicht ideal, aber wir wissen wie wir es machen müssen“, meinte Teamchef Sami Hyypiä. „Benfica spielt vielleicht offensiver, dann wird es für uns anders werden.“ Um die Gastgeber aus der Defensive zu locken wünscht sich Kießling ein frühes Tor: „Dann steht Benfica unter Druck.“

Personell haben Lewandowski und Hyypiä nicht allzu viele Sorgen. Nur der schnelle Linksfuß Sidney Sam, der sich gegen Augsburg wegen muskulärer Probleme vorzeitig auswechseln ließ, wird nicht spielen können. „Es ist unwahrscheinlich“, sagte Lewandowski. Möglicherweise steht Sam für das Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth am Sonntag wieder zur Verfügung.

„Nach dem 0:1 stehen unsere Chancen bei 40:60. Doch Benfica ist nicht der FC Barcelona. Aber wir brauchen einen Sahnetag“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler voller Hoffnung, dass die Europacup-Tournee weiter geht. Völler: „In Lissabon können wir Alles oder Nichts spielen.“

Schließlich feierte die Werkself nach zuvor drei sieglosen Ligapartien beim 2:1 gegen den FC Augsburg wieder ein Erfolgserlebnis, wenngleich ohne Glanz. „Vielleicht wird es wieder ein dreckiger Sieg. Für schönen Fußball wirst du nicht immer belohnt“, befand Kießling, der gegen die Schwaben ein Tor erzielte und das zweite vorbereitete.

„Wir haben schon im ersten Spiel gezeigt, dass wir mindestens auf Augenhöhe mit Benfica sind“, sagte Nationalspieler Lars Bender. Nach dem Frust, sehr gut gespielt, aber inklusive der Niederlage gegen den portugiesischen Rekordmeister viermal nicht gewonnen zu haben, sorgte der Erfolg gegen Augsburg bei Bayer für Aufwind. „Es gibt Selbstvertrauen und Sicherheit“, sagte Kapitän Simon Rolfes. „Wir fahren da hin, um weiterzukommen.“

Benfica Lissabon präsentierte sich bei seiner Generalprobe am Sonntag gegen Acadèmica Coimbra nicht unbedingt in Bestform. Fast wäre sie misslungen: Erst in der 93. Minute gelang dem Brasilianer Lima per Foulelfmeter der Siegtreffer für den Tabellenzweiten.