„Brutales Finale“ für Augsburg in Europa
Augsburg (dpa) - Für Frust bleibt keine Zeit. Nach dem späten K.o. gegen Athletic Bilbao blickt der FC Augsburg einem „brutalen Finale“ in der Europa League entgegen - viel schmerzhafter aber wären weitere Tiefschläge in der Bundesliga.
„Was sollen wir denn jetzt rumweinen, wenn es am Sonntag wieder um drei Punkte geht“, entgegnete Torhüter Marwin Hitz nach dem 2:3 und lächelte gequält. „Da braucht keiner drei Tage den Kopf hängen zu lassen, es geht am Sonntag weiter“, ergänzte der in der Schlussphase zweimal überwundene Torhüter und mühte sich um den Blick auf das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg.
Einmal mehr ist Trainer Markus Weinzierl im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga damit beschäftigt, seine Mannschaft wieder aufzurichten. „Leider bin ich geübt in der Aufgabe, weil wir in den letzten Monaten schon mehrere Nackenschläge hinnehmen mussten - auch in der Schlussphase“, betonte der „deprimierte“ Coach. Ob der Last-Minute-K.o. durch einen unberechtigten Elfmeter in München, das späte 3:3 gegen Mainz oder nun das 2:3 eben gegen Bilbao - späte Rückschläge schmerzen eben doch noch etwas mehr. Dabei wäre weiteres Selbstvertrauen nach dem 4:0 beim VfB Stuttgart durch den dritten Sieg auf internationaler Bühne so hilfreich gewesen.
Vor 23 741 Zuschauern fehlten am Donnerstag Reife und auch Qualität, um eine 2:1-Führung nach Toren von Piotr Trochowski (41. Minute) und Joker Raul Bobadilla (59.) sowie dem Rückstand von Markel Susaeta (10.) über die Zeit zu bringen. Aritz Aduriz gelang mit seinen Wettbewerbstoren fünf und sechs gegen eine unsortierte Augsburger Defensive der Doppelschlag (83./86.). „Das tut uns sehr weh, denn ein Punkt wäre viel wert gewesen“, haderte Weinzierl. Dann hätte am 10. Dezember bei Partizan Belgrad ein einfacher Sieg gereicht.
Nach der Pleite müssen die Schwaben beim „Showdown in Belgrad“ (Trochowski) 3:1 oder höher gewinnen. Nur dann folgt der FCA (6 Punkte) und nicht Partizan (9) dem qualifizierten Team aus Bilbao (12) in die Zwischenrunde. „Wir haben ein brutales Endspiel in Belgrad“, konstatierte Mittelfeldakteur Daniel Baier nach einem „geilen Fight“. „Wir wollen in Europa überwintern, aber es wird sehr, sehr schwer. Jetzt haben wir aber erstmal am Sonntag eine wichtige Aufgabe und da müssen wir den Fokus drauf setzen.“
Wolfsburg reist nach dem 6:0 in der Liga gegen Bremen und dem 2:0 in der Champions League gegen ZSKA Moskau beflügelt an. „Wolfsburg kommt mit breiter Brust“, sagte auch Weinzierl. Der Tabellenvorletzte selbst redet sich nach dem Bundesliga-Rekordsieg gegen schwache Stuttgarter Mut zu. „Wir haben nicht lange Zeit, traurig zu sein. Wir wissen, dass wir an Stuttgart anknüpfen wollen“, forderte Weinzierl. Für das Duell mit dem Pokalsieger hatte er gegen Bilbao die Offensivspieler Bobadilla, Caiuby und auch Ja-Cheol Koo teilweise geschont.
Vor der Winterpause haben die Liga-Spiele gegen Wolfsburg (H), Köln (A), Schalke (H) und Hamburg (A) höchste Priorität, dazu steht die schwere Aufgabe im DFB-Pokal zu Hause gegen Dortmund an. Und vielleicht hilft in Belgrad dann kurz vor dem dritten Advent noch ein Fußball-Wunder. „Wenn uns jemand gesagt hätte, dass es im letzten Spiel der Gruppe in der Europa League noch um etwas geht, hätten wir das angenommen“, erklärte Hitz. Ein wirklicher Trost war das nicht.