Sieglos-Serie gestoppt - Doch S04 sucht Selbstvertrauen
Gelsenkirchen (dpa) - André Breitenreiter tigerte in der Coachingzone hin und her, die Hände zumeist tief in den Taschen vergraben. Der Schalker Fußball-Lehrer wirkte zunehmend rast- und ratloser, je länger die Europa-League-Begegnung mit dem krassen Außenseiter APOEL Nikosia dauerte.
61 Prozent Ballbesitz, 12:2 Versuche, das Tor des exzellenten Niederländers Boy Waterman zu treffen, ein Eckball-Verhältnis von 14:2 - und dennoch erlöste erst Eric Maxim Choupo-Moting sich, seine Mannschaft, Breitenreiter und die Schalke-Fans unter den 43 117 Besuchern mit dem 1:0 in der 86. Minute.
„Erleichterung pur“ herrschte bei Breitenreiter anschließend. Denn immerhin war die Serie von sieben Pflichtspielpartien ohne Sieg beendet. Zudem überwintern die Schalker im Europapokal. Dennoch: So, wie sich das Team gegen den Meister Zyperns präsentierte, werden höhere Ziele nur schwer erreichbar sein, obschon auch „dreckige Siege dazu gehören“, wie Choupo-Moting sagte.
Breitenreiter bekannte: „Wir sind nervös geworden. Die Phase nicht gewonnener Spiele geht an keinem spurlos vorbei.“ In der Weltmeisterliga wartet er schon seit dem 2:1 gegen Hertha BSC am 17. Oktober auf einen dreifachen Punktgewinn.
Sorgen macht sich der 42-Jährige vor allem um eine Malaise: Gegen Nikosia vergab sein Team Möglichkeit um Möglichkeit - selbst einen Handelfmeter (89.) brachte Dennis Aogo nicht im Netz unter. „Vor dem Tor müssen sie gieriger und entschlossener werden“, forderte Breitenreiter vor dem Sonntag-Auftritt (17.30 Uhr/Sky) bei Champions-League-Starter Leverkusen. Und: „Die Jungs sind gefragt, die Chancen einfach zu nutzen.“
Seine Elf tat ihre schwache Vorstellung in den zweiten 45 Minuten gegen Nikosia leichter Hand ab. Sie wollte wohl einfach nur die Positiv-Effekte mitnehmen. „Wenn man auch solche Partien gewinnt, kommt man vorwärts“, kommentierte Klaas-Jan Huntelaar das 1:0. Die Art und Weise, wie es zustande gekommen sei, „spielt manchmal eine untergeordnete Rolle“.
Sich sammeln, die wenige Zeit nutzen - das hat sich Choupo-Moting vorgenommen: „Wir haken die Partie jetzt direkt ab und konzentrieren uns auf ein komplett anderes Spiel am Sonntag in Leverkusen.“ In der kurzen Vorbereitungsfrist, offenbarte Aogo, wollen sie bereden, was nicht so gut lief und läuft: „Seien Sie sich sicher, auch wenn es nach außen so aussieht, als ob wir uns Puder in den Arsch blasen, dass wir die Dinge auch ansprechen und intern auch kritisieren.“
Über seinen Fehlversuch ärgerte sich der 28-Jährige „am allermeisten. Jeder Profifußballer sollte in der Lage sein, aus elf Metern das Tor zu treffen.“ In Leverkusen, dessen ist Aogo überzeugt, bietet sich die Konstellation, „dass wir da vieles gut machen können und vielleicht sogar mit einem Sieg für die letzten Wochen nochmal eine gute Portion Selbstbewusstsein mitnehmen können“.