Eintracht am Boden - Dauerhafter Abschied von Europa
Frankfurt/Main (dpa) - Der Schock nach dem Alptraum-Finale eines mitreißenden Fußball-Abends saß tief. Mit leeren Blicken und hängenden Köpfen verabschiedeten sich die niedergeschlagenen Profis der Frankfurter Eintracht von Europas Fußball-Bühne.
Auf diese werden sie nach Ansicht ihres Vorstandschefs Heribert Bruchhagen so schnell nicht zurückkehren. „Wie sollen wir in der Liga mit den Topteams mithalten? Dafür fehlt mir jegliche Fantasie. Das ist ja das Bittere“, sagte Bruchhagen nach dem unglücklichen Aus gegen den FC Porto.
Europa League war gestern, jetzt zählt nur noch der Abstiegskampf in der Bundesliga. Am Sonntag erwartet die Hessen (22 Punkte) gegen den VfB Stuttgart (19) ein „brutal wichtiges Spiel, das wir am besten gewinnen sollten“, wie es Torhüter Kevin Trapp formulierte. Mentale Nachwehen vom 3:3 gegen Porto, das sich nach dem 2:2 im Hinspiel wie eine Niederlage anfühlte, erwartet Trainer Armin Veh nicht. „Klar waren die Spieler enttäuscht. Aber ich denke, das haben wir schnell wieder aus den Köpfen“, erklärte er.
Die körperlichen Folgen scheinen da schon gravierender. „Wir haben mehrere angeschlagene Spieler, deren Namen ich aber nicht nennen werde“, berichtete Veh. Seinen Optimismus ließ er sich trotzdem nicht nehmen: „Ich glaube, dass wir am Sonntag bestehen können, wenn wir diszipliniert sind und neben der Leidenschaft auch das spielerische Vermögen zeigen, das man in der Europa League öfter gesehen hat.“ Das Saisonziel bestehe nun darin, drei Mannschaften hinter sich zu lassen. „Wenn wir das schaffen, hat die Mannschaft Gutes geleistet.“
So wie am Donnerstagabend, als nach Toren von Stefan Aigner (37. Minute) und Alexander Meier (52./76.) sowie dem Doppelpack von Portos Innenverteidiger Eliaquim Mangala (58./71.) bereits alles für die nächste große Europacup-Party angerichtet war. Doch das späte 3:3 durch Nabil Ghilas (86.) schickte die Eintracht-Profis gefühlsmäßig auf direktem Weg vom Himmel in die Hölle. „Es tut weh, gegen einen solch starken Gegner ohne Niederlage ausgeschieden zu sein“, erklärte Kapitän Pirmin Schwegler.
Für die Eintracht geht es nun darum, den Hebel schnell umzulegen und das Positive mitzunehmen. „Wir haben gezeigt, dass wir Qualität in unseren Reihen haben und eine gute Mannschaft sind, die solidarisch ist. Ich glaube schon, dass es hilft, wenn man gegen den Abstieg spielt, dass man zusammensteht und die Fans im Rücken hat. Deshalb bin ich sehr optimistisch“, sagte Schwegler und verteilte ein Extralob an die Zuschauer: „Die Stimmung war Champions League. Das trägt uns hoffentlich die nächsten Wochen, dann werden wir unsere Ziele in der Liga erreichen.“
Wirtschaftlich bleiben den Frankfurtern von der Europa-Reise, bei der sie in zehn Spielen nur eine Niederlage kassierten, Einnahmen von zehn bis zwölf Millionen Euro brutto. „Für uns ist das eine wunderbare Zusatzeinnahme gewesen. Noch mehr wiegt aber die Reputation, die wir auf europäischer Bühne gewinnen konnten. So wie wir uns in der gesamten Runde präsentiert haben, sind wir ein Markenzeichen der Europa League“, sagte Finanzvorstand Axel Hellmann.
Auch Veh zog ein positives Fazit. „Wie sich meine Mannschaft in der Europa League verkauft hat, zeigt, dass sie Herz hat. Großes Kompliment an meine Truppe. Wir haben uns mehr als gut für den deutschen Fußball verkauft“, lobte er. Club-Boss Bruchhagen ergänzte: „Insgesamt war es ein großer Imagegewinn für den Verein.“ Und so verabschiedete er sich mit dem Wunsch in die Nacht: „Ich hoffe, dass dieses Spiel ein Stück Kapital für den Abstiegskampf ist.“