Europa-Euphorie und Meier-Comeback: Schub für Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Kurz vor Schluss wurde es noch einmal richtig laut im Eintracht-Stadion. Europa-League-Spiele sind ja ohnehin immer ein Festtag in Frankfurt, wo selbst gegen einen völlig chancenlosen Gegner aus Israel mehr als 40 000 Menschen in die Arena strömen.
Am Donnerstagabend aber, beim 2:0 (1:0)-Sieg der Eintracht gegen Maccabi Tel Aviv, verneigte sich ein Großteil dieser Zuschauer noch einmal besonders vor Alexander Meier, als dieser nach einem Tor und einer Vorarbeit in der 78. Minute ausgewechselt wurde.
„Alex ist ein sehr wertvoller Spieler für uns, weil er so torgefährlich ist und den Unterschied ausmachen kann“, meinte Trainer Armin Veh. „Wir haben ihn in den vergangenen Wochen vermisst.“
Das Besondere an Meiers Auftritt war, dass er sein Tor zum 2:0 (53.) und seinen Beitrag zum 1:0 durch Vaclav Kadlec (12.) in seinem zweiten Spiel nach einer langen Verletzungspause leistete. Meier trifft also wieder, „die Tür zur K.o.-Runde steht jetzt riesig weit offen“ (Marco Russ), und auch das zuletzt etwas erschütterte Selbstvertrauen der Eintracht ist vor dem nächsten Bundesliga-Spiel am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach wieder zurück. Nicht nur für Veh war es am Donnerstag ein „sehr schöner Abend“.
Sein wiedergenesener Torjäger ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Europa League nicht zwangsläufig eine viel zu viel Kraft kostende und auch noch schlecht entlohnte Ablenkung von der Bundesliga sein muss, so wie sie an einigen anderen Orten gesehen wird. Für Meier war das Spiel gegen Tel Aviv eine Art Wiedereingliederungsmaßnahme auf hohem Niveau. „Ich hatte mehr Kraft als noch gegen Nürnberg, die Spritzigkeit kommt auch wieder zurück. Ich weiß, dass da noch mehr kommen muss. Aber jedes Spiel hilft mir dabei“, sagte der 30-Jährige.
Für ihren äußerst angriffslustigen Stil braucht die Eintracht Meier und Kadlec in Bestform. Trainer Veh verlangt von seiner Mannschaft, dass sie ihr Spiel jedem Gegner zu jeder Zeit aufzwingt. In Europa hat das mit drei Siegen in drei Spielen der Gruppe F bislang immer geklappt. In der Bundesliga dagegen „tun wir uns im Moment schwerer“, meinte Meier nach vier Partien ohne Sieg. „Das müssen wir abstellen, das ist für uns noch wichtiger als der Europacup.“ Deshalb ist seine Hoffnung, „dass uns dieser Sieg gegen Tel Aviv jetzt Schwung für das schwere Spiel in Gladbach gibt“.
Die Stimmung im Team war jedenfalls schon einmal sehr heiter am späten Donnerstagabend um kurz vor Mitternacht. Als Meier gefragt wurde, ob er und der tschechische Neuzugang Kadlec nun „das neue Dreamteam“ der Eintracht seien, antwortete er zunächst in seiner gewohnt nüchternen Art: „Mal abwarten. Wir haben erst zwei Spiele zusammen gemacht.“ Wenig später fügte er dann mit einem Lächeln hinzu, dass „wir uns schon sehr gut ergänzen: Er ist sehr flink und hat einen guten Riecher. Ich bin lang und unbeweglich.“
Auch Russ nahm das Comeback seines prominenten Mitspielers mit Humor: „Ohne ihn haben wir in der Europa League zweimal 3:0 gewonnen, jetzt nur 2:0. Man kann ihn also auch als Bremse sehen. Aber im Ernst: Es hilft uns sehr, dass er wieder zurück ist.“
In den nächsten Wochen kann Meier nun in aller Ruhe mit dem Verein über die Verlängerung seines auslaufenden Vertrages sprechen. Nach dann neun Jahren bei der Eintracht kann sich in Frankfurt niemand so recht vorstellen, dass der Torjäger 2014 geht. Auf der anderen Seite hat er dann die womöglich letzte Chance, noch einmal einen lukrativen Vertrag bei einem anderen Club auszuhandeln oder vielleicht ins Ausland zu gehen. „Wir haben die Gespräche bereits aufgenommen. Einen Zeitplan gibt es aber nicht“, sagte sein Berater der „Bild“.