Frankfurt: Europacup-Lust gegen Bundesliga-Frust
Frankfurt/Main (dpa) - Endlich wieder Europa League! In Zeiten des wachsenden Bundesliga-Frusts ist es für Eintracht Frankfurt eine willkommene Abwechslung, am Donnerstagabend im Heimspiel gegen Maccabi Tel Aviv den nächsten großen Schritt Richtung Erreichen der K.o.-Phase machen zu können.
„Ein Sieg wäre sehr wichtig. Wenn wir morgen gewinnen sollten, hätten wir sogar einen Riesenschritt gemacht“, sagte Trainer Armin Veh am Mittwoch. Denn falls die Eintracht nach Girondins Bordeaux (3:0) und APOEL Nikosia (3:0) auch noch den israelischen Meister besiegen würde, „dann bräuchten wir danach nur noch einen Punkt und wären durch“, meinte Sportdirektor Bruno Hübner.
Die Frankfurter Hoffnungen ruhen besonders auf zwei Spielern: Torjäger Alex Meier, der am Samstag beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg nach längerer Verletzungspause ins Team zurückkehrte. Und Neuzugang Vaclav Kadlec, der trotz enormer Beanspruchung bislang erstaunlich gut durch die schwierigen Wochen seines neuen Clubs gekommen ist.
Die Eintracht schlägt sich zurzeit mit einigen Problemen herum: Die vielen Spiele in Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal gehen dem unerfahrenen Team an die Substanz. Und die vielen Verletzungen (Rosenthal, Schwegler, Stendera, Meier, Oczipka) verhindern, dass Trainer Veh darauf angemessen reagieren kann. So wirkte seine Mannschaft zuletzt regelmäßig ausgepumpt am Ende einer Partie - und verspielte gegen Nürnberg, Freiburg und Hamburg jeweils in der 86. Minute noch eine Führung. Nur Kadlec spielt und spielt und trifft und trifft, als sei er schon seit vielen Monaten in Frankfurt und nicht erst seit den letzten Tagen der Wechselfrist Ende August.
„Nach den Spielen bin ich natürlich müde. Aber ich habe da so einige Rituale. Die helfen mir, immer gut zu regenerieren“, verriet der 21 Jahre alte Tscheche. Gegen Nürnberg schoss er sein viertes Tor im siebten Bundesliga-Spiel. Auch in der Europa League hat er gegen Bordeaux bereits getroffen. „So habe ich mir meinen Einstand hier vorgestellt“, meinte er. „Die Tore haben es mir einfacher gemacht. Die Mannschaft hat mich so schneller akzeptiert. Dadurch habe ich mir eine gute Position innerhalb des Teams erarbeitet.“
Kadlec ist ein gutes Beispiel dafür, mit welcher Beharrlichkeit die Eintracht ihre Ziele verfolgt. Sein Wechsel zog sich im Sommer über Wochen hin und kostete den Verein viel Geld und Nerven. Doch Veh und Hübner blieben immer an ihrem Wunschstürmer dran und widerstanden der Versuchung, einfach die erstbeste Alternative zu holen. Geduld zeigt Veh auch im Umgang mit den jüngsten Ergebnissen. „Er hat nicht draufgehauen, aber kritisch mit uns gesprochen. Der Trainer hat da ein gutes Gespür“, verriet Stefano Celozzi.
Gegen Maccabi soll nun wieder ein Erfolgserlebnis her. „Das wird ein ziemlich schwieriges Spiel, denn Tel Aviv hat in Bordeaux sehr gut gespielt. Aber ich denke, wir werden es schaffen“, sagte Kadlec.
Der Tabellenführer der israelischen Liga ist zwar nicht unbedingt der klangvollste Name im europäischen Fußball, aber trotzdem ein schillernder Gegner. Trainer ist der frühere Dortmunder Spielmacher Paulo Sousa, Sportdirektor der Sohn von Johan Cruyff (Jordi Cruyff). Vor allem aber ist Tel Aviv nach dem überraschenden 2:1-Sieg in Bordeaux der „Hauptrivale“ (Stefan Aigner) der Eintracht. „Israel ist keine Laufkundschaft, wir sind absolut gewarnt“, meinte auch Veh. Rund 40 000 Zuschauer wollen dieses Spitzenspiel der Gruppe F sehen. Auch sie sind froh, dass wieder Europa League ist.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Eintracht Frankfurt: Trapp - Jung, Zambrano, Anderson, Oczipka - Flum, Rode - Aigner, Meier, Barnetta - Kadlec
Maccabi Tel Aviv: Juan Pablo - Yeini, Tibi, Carlos Garcia, Mané - Radi, Alberman, Zahavi - Altman, Prica, Ben Haim
Schiedsrichter: Antonio Damato (Italien)