Juve „nah dran“ wie lange nicht - Traum vom Heimfinale
Turin (dpa) - Für den ersten internationalen Titel seit fast 20 Jahren macht Antonio Conte sogar den eigenen Fans gegenüber keine Kompromisse.
„Wer ins Theater gehen will, sollte zu Hause bleiben“, warnte der Trainer des italienischen Fußball-Rekordmeisters Juventus Turin vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Europa League gegen Benfica Lissabon am Donnerstag. „Ich erwarte eine großartige Unterstützung von den Tribünen und Fankurven, eine Hölle.“ Trotz der 1:2-Niederlage im Hinspiel will Juventus mit der Unterstützung seiner Fans gegen Benfica ins erträumte „Finale in casa“ einziehen.
Für die Norditaliener wäre es das erste internationale Endspiel seit der Niederlage gegen den AC Mailand im Champions-League-Finale 2003. Der letzte Titel liegt mit dem Gewinn der Königsklasse und des europäischen Supercups in der Saison 1995/96 sogar noch weiter zurück. „Seit damals waren wir nicht mehr so nah dran“, sagte Verteidiger Leonardo Bonucci. „Das würde uns stolz machen und Juve zurück unter die besten Teams in Europa bringen.“
Gerade ein Titel in Europa wäre für das Selbstvertrauen der national erfolgsverwöhnten Turiner enorm wichtig. Nach dem Vorrunden-Aus in der Champions League käme ein Triumph in der Europa League genau richtig, auch wenn Conte über das Image des Wettbewerbs klagte: „Wenn wir die Europa League gewinnen, wird jeder sagen, dass es ein unbedeutender Wettbewerb ist. Und wenn wir verlieren, werden sie sagen, dass wir noch nicht bereit für Europa sind.“
Zumindest national läuft es für Juve in dieser Saison rund, zwei Punkte fehlen den Bianconeri noch zum dritten Meistertitel in Serie. „Ich will den Scudetto und die Europa League, wir schreiben Geschichte“, kündigte Top-Torjäger Carlos Tevez an. „Wir wissen, wie wichtig das Double für die Leute wäre und wollen es schaffen.“
Gegen Benfica ist der Einsatz der angeschlagenen Andrea Barzagli und Arturo Vidal fraglich. Trotzdem gehen die Italiener dank der Aussicht auf das Heimfinale mit viel Schwung in die Partie. „Wir haben eine einzigartige Gelegenheit, das Finale in unserem Stadion zu spielen. Wie viel mehr Motivation könnte es geben?“, stellte Stürmer Sebastian Giovinco fest. „Es wäre etwas Unglaubliches, etwas Grandioses.“
Doch auch der portugiesische Meister will das zehnte europäische Finale der Clubgeschichte erreichen. „Wir sind für das Duell in Turin gewappnet“, kündigte Trainer Jorge Jesus an. Im laufenden Wettbewerb ist der Vorjahresfinalist noch ungeschlagen, zudem ist Spielmacher Nico Gaitán, der im Hinspiel verletzt gefehlt hatte, wieder dabei.
Im zweiten Halbfinale glaubt der FC Valencia trotz des 0:2 gegen den SC Sevilla im Hinspiel noch an ein Weiterkommen. „Si, se puede“ (ja, wir schaffen es) lautet die offizielle Vereinskampagne. „Wir wollen dieses Jahr einen Titel gewinnen. Uns bleibt am Donnerstag nichts anderes übrig, als Risiken einzugehen“, erklärte Stürmer Jonas. „Das wird für uns eine große Nacht werden, davon bin ich überzeugt.“