Schmidt: „Lehrgeld bezahlt“ Mainz 05 schmeckt das Europa-League-Aus nicht

St. Étienne (dpa) - Als der Mannschaftsbus des FSV Mainz 05 um kurz nach Mitternacht aus dem Stade Geoffroy-Guichard rollte, war das Abenteuer Europa League für die Rheinhessen beendet.

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Nach dem 0:0 beim französischen Rekordmeister AS St. Étienne kann sich die Mannschaft von Martin Schmidt ganz auf den Liga-Alltag konzentrieren. Der Auftritt auf internationaler Bühne ist gelaufen, selbst ein Sieg im letzten Gruppenspiel am 8. Dezember gegen den Tabellenletzten FK Qäbälä aus Aserbaidschan ändert daran nichts.

„Die Enttäuschung schütteln wir ab. Es gibt keinen Knacks“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Das Spiel in Saint-Etienne habe sogar bewiesen, dass die Mainzer auf europäischer Ebene konkurrenzfähig seien. „Wir sind um eine Erfahrung reicher. Unter dem Strich waren es positive Erlebnisse“, meinte Schröder.

Trainer Martin Schmidt sieht das ganz ähnlich. „Ich glaube, dass wir das Ausscheiden nicht heute verschuldet haben, sondern das Weiterkommen im Hinspiel zunichte gemacht haben. Heute war die Hypothek zu groß“, sagte er noch im Stadion.

Das 1:1 zuhause gegen die Franzosen mit dem Gegentor in der Schlussminute kam dem FSV letztendlich teuer zu stehen. So brachte den Gästen das torlose Remis nichts mehr. Neben St. Étienne erreichte auch der belgische Rekord-Champion RSC Anderlecht die K.o.-Runde.

Die tiefen Schleifspuren auf dem Rasen des EM-Stadions zeugten vom Abnutzungskampf der beiden Mannschaften. Die Statistiken sprachen am Ende für die Mainzer, aber Schmidt winkte ab und seufzte: „Heute kannst du das Datenblatt in die Tonne kloppen.“

„Wir sind nicht heute ausgeschieden, sondern auf dem Weg dorthin“, meinte Sportdirektor Rouven Schröder und betonte auch im Hinblick auf die nächste Herausforderung im Liga-Alltag am Sonntag bei Hertha BSC: „Wir gehen jetzt mit guten Gedanken nach Berlin.“

Nach dem zuletzt ernüchternden 1:6 beim RSC Anderlecht waren die Chancen des Bundesliga-Achten auf ein Weiterkommen bereits beträchtlich gesunken. „Wir sind da als Neuankömmling reingekommen und haben Lehrgeld bezahlt“, bilanzierte Schmidt nach den ersten internationalen Auftritten.

Im vorletzten Gruppenspiel hatten die Mainzer eine halbe Stunde lang Mühe gegen die robusten Franzosen, dann aber hatten sie fast alles im Griff. „Wir haben nicht viel zuglassen und den Gegner beherrscht“, urteilte Verteidiger Daniel Brosinski. „Bis zum Strafraum haben wir gut gespielt, aber dann fehlte die Durchschlagskraft, um den entscheidenden Treffer zu erzielen.“ So trotteten die Gäste-Spieler nach dem Abpfiff niedergeschlagen und etwas ratlos in die Kurve, um sich bei den 1200 mitgereisten Fans zu bedanken.

Im DFB-Pokal war der FSV beim Zweitligisten Greuther Fürth ausgeschieden, jetzt müssen Schmidt und Co. auch das Kapitel Europa League zuschlagen. Sportchef Schröder kündigte schon mal eine Bestandsaufnahme des Kaders zur Winterpause an. Bei den Planungen hängt auch viel davon ab, wie lange die verletzten Emil Berggreen, Danny Latza und Yoshinoro Muto noch fehlen. „Der Kader ist breit, aber den brauchen wir auch, um eine gute Rolle zu spielen“, sagte Schmidt. Nur allzu gern würden die 05er nächste Saison wieder international spielen. „Das war nur ein Appetizer“, meinte der Schweizer Nationalspieler Fabian Frei, ein Appetithäppchen.