Manchester-Giganten in der ungeliebten Europa League
Manchester (dpa) - Die millionenschweren Stars der erbitterten Stadtrivalen Manchester United und Manchester City teilen auf internationaler Bühne das gleiche Schicksal: Die beiden Top-Teams der Premier League müssen in der ungeliebten Europa League antreten.
„Wir nehmen das definitiv ernst“, versichert Trainer-Legende Alex Ferguson und macht dabei gute Miene zum bösen Spiel. „Es ist immer noch europäischer Fußball und immer noch ein guter Standard.“ Kurioserweise fehlt nur eine Trophäe in Manchester Uniteds und Fergusons Glasvitrine: Der Europa-League-Titel.
Immerhin geht es für die Erzrivalen nach dem überraschenden Aus in der Champions League im „Cup der Verlierer“ (Beckenbauer) nun gegen namhafte Gegner: United tritt bei Ajax Amsterdam an, City - in der Premier League führend mit zwei Punkten vor United - beim seit sieben Europapokalheimspielen unbesiegten Titelverteidiger FC Porto.
„Wir wollen die Europa League gewinnen, weil es eine wichtige Trophäe ist“, sagte City-Coach Roberto Mancini dem „Sunday Mirror“. „Es ist lange her, seit City einen Titel in Europa gewonnen hat.“ Das war 1970, als die hellblauen Citizens Europapokalsieger der Pokalsieger wurden. Der neureiche Scheichclub hatte sich im Vorjahr erstmals seit 1968 wieder für die „Königsklasse“ qualifiziert.
Überschattet wurde die Vorbereitung auf die Partie von der zur Seifenoper ausgewachsenen Affäre um Carlos Tévez. Am Dienstag war der Stürmer-Star zwar nach Manchester zurückgekehrt, nachdem ihm Mancini eine Begnadigung in Aussicht gestellt hatte. Zuvor hatte der schlecht beratene 28-Jährige in einem argentinischen TV-Interview aber noch nachgekartet, Mancini habe ihn „wie einen Hund“ behandelt. Englische Zeitungen mutmaßten, ihm drohe nun die nächste Geldstrafe von City.
„Es war natürlich enttäuschend, aus der Champions League auszuscheiden. Aber wir können es nicht ändern. Also: Gehen wir raus und gewinnen die Europa League“, sagte Mittelfeld-Dauerbrenner Ryan Giggs, der sich mit seinem 900. Pflichtspiel für United indes noch gedulden muss. Ferguson berief den 38 Jahre alten Waliser nicht in den Kader. Dabei hatte der emsigste Titelsammler in der Geschichte des englischen Fußballs seinen Vertrag gerade um ein weiteres Jahr verlängert.
Das Duell mit Ajax ist das erste Pflichtspiel-Aufeinandertreffen der Traditionsclubs seit 1976/77, als sich United in der ersten Runde des UEFA-Cups durchsetzte. „Sie haben im Moment nicht die beste Zeit, aber ich glaube, wenn sie United spielen, werden sie hochmotiviert sein. Und sie spielen immer einen schönen Fußball“, sagte Ferguson über den Sechsten der niederländischen Eredivisie. Er wolle sein „stärkstes Team“ aufbieten. Nach drei Champions-League-Finals in vier Jahren winkt ein Endspiel am 9. Mai in der Nationalarena in Bukarest.