Megaverein Benfica will neue goldene Ära einläuten
Lissabon (dpa) - Stuttgart soll als Sprungbrett dienen. Portugals Fußball-Meister Benfica Lissabon will beim VfB nicht nur ins Achtelfinale der Europa League einziehen, sondern auch genug Selbstvertrauen tanken, um endlich den ersten Titel in einem europäischen Wettbewerb seit 49 Jahren zu gewinnen.
Man will eine neue goldene Ära wie jene der 1960er einläuten, als die „Adler“ unter der Ägide von Stürmerstar Eusebio zwei Mal (1961/1962) den Europa-Pokal der Landesmeister holten. „Wir wollen in Stuttgart gewinnen und in Europa was schaffen“, sagt Stürmer Eduardo Salvio.
Nachdem die südamerikanischen Stars Ángel Di María und Ramires im Sommer für jeweils 33 (Liga-Rekord) und 22 Millionen Euro zu Real Madrid und dem FC Chelsea gewechselt waren, ging der Saisonstart Benficas völlig in die Hose. Absoluter Tiefpunkt war die 0:5-Schlappe gegen Erzrivale FC Porto am 10. Spieltag. Zu allem Übel verließ danach auch noch der brasilianische Abwehrstar David Luiz den Traditions-Club für 30 Millionen Euro Richtung Chelsea.
Am Estadio da Luz erlebt man inzwischen aber so etwas wie einen zweiten Fußballfrühling. Bergauf ging es unmittelbar nach der 1:2-Heimniederlage gegen Schalke 04. Der 2:0-Triumph im Stadtderby gegen Sporting war am Montag der 15. Sieg in Serie. Damit stellte Trainer Jorge Jesus den Vereinsrekord seiner Kollegen Jimmy Hagan (1972/73) und Sven-Göran Eriksson (1982/83) ein. In Stuttgart (Hinspiel 2:1) soll die Bestmarke her, obwohl Benfica in Deutschland in 19 Begegnungen noch nie den Platz als Sieger verlassen hat.
Der von Atlético Madrid ausgeliehene Argentinier Salvio spielt erst seit August 2010 in Lissabon, aber der 20-Jährige hat „schon kapiert, wie groß“ der Megaverein ist. Das Guinness-Buch der Rekorde führt Benfica seit 2006 als Fußball-Verein mit den meisten Mitgliedern weltweit. Seitdem wuchs die Zahl der Mitglieder wieder von 160 000 auf über 220 000 an. Fanclubs der „Roten“ gibt es in Deutschland, den USA und Frankreich, aber auch in Japan, Angola, Mexiko und Australien. Mit 18 500 Trophäen in verschiedenen Sportarten ist der Sport Lisboa e Benfica der wohl erfolgreichste Verein der Erde.
Der portugiesische Rekordmeister (32 Titel), bei dem auch die deutschen Torhüter Robert Enke und Hans-Jörg Butt sowie Jupp Heynckes als Coach agierten, kommt auf sieben Finalteilnahmen im Europa-Pokal der Landesmeister und einer im UEFA-Pokal. Danach folgten zwischen 1994 und 2004 allerdings die „schwarzen Jahre“ ohne Liga-Titel, mit Geldproblemen und dem Herztod des ungarischen Nationalspielers Miklos Fehér auf dem Platz. Heute, sieben Jahre nach der Tragödie, herrscht Optimismus: „Wir machen eine tolle Phase durch, wollen ganz nach oben“, so Uruguays Abwehrmann Maxi Pereira.