Europa League Schmidt darf jubeln: Bayer nach 3:1 im Achtelfinale
Leverkusen (dpa) - Leverkusens Coach Roger Schmidt bedankte sich nach dem 3:1 (1:1) gegen Sporting Lissabon im Mittelkreis ganz ruhig bei jedem seiner Spieler, den Jubel mit den Fans überließ er seiner erschöpft wirkenden Mannschaft.
Vor seiner Bundesliga-Zwangspause hat der 48 Jahre alte Coach mit den Leverkusenern den Einzug ins Achtelfinale der Europa League perfekt gemacht. „Nachdem das passiert ist, bin ich jetzt glücklich“, betonte Bayers Sportdirektor Rudi Völler.
Die Werksmannschaft des national zunächst für drei Spiele gesperrten Schmidt setzte sich vor heimischer Kulisse gegen Lissabon durch. „In der Europa League haben wir jetzt ein Zeichen gesetzt. Die Mannschaften werden jetzt Respekt vor uns haben“, betonte Torwart Bernd Leno.
Fußball-Nationalspieler Karim Bellarabi sorgte in der 30. Minute für die Führung. Nach dem Ausgleich durch João Mário (39.) war er mit einem tollen Distanzschuss (65.) auch für den zweiten Treffer verantwortlich. Drei Minuten vor Schluss erzielte Hakan Calhanoglu vor 26 585 Zuschauern das 3:1.
Leverkusen steht nach dem 1:0 im Hinspiel und dem Sieg im eigenen Stadion erstmals seit 2011 in der Runde der besten 16 in der Europa League. Sporting, das auf einige Stammspieler verzichtete, konnte auch im zwölften Versuch keinen Sieg in Deutschland erzielen. Allerdings muss Bayer am Sonntag beim FSV Mainz womöglich auch auf Kapitän Stefan Kießling verzichten, der Angreifer musste nach einer Stunde schwer humpelnd vom Platz gebracht werden.
Einen Tag nach dem Sportgerichtsurteil empfingen die Bayer-Fans ihren Coach mit Applaus, sie skandierten schon vor dem Anpfiff seinen Namen. Und die Mannschaft trat auf, als wäre nichts geschehen. Bayer bestimmte zunächst, was auf dem Rasen passierte. Die erste Chance vergab nach nicht mal zwei Minuten der aufgerückte Verteidiger Kyriakos Papadopoulos mit einem Kopfball aus kurzer Distanz.
So ging es weiter. In der achten Minute verpasste Javier Hernández, im Hinspiel wegen einer Muskelverletzung nicht dabei, eine Freistoßhereingabe von Calhanoglu. Wenig später scheiterte Wendell an Sportings Keeper Rui Patricio. Schmidt nahm es in seiner Coaching Zone ohne größere Regungen zur Kenntnis. Auf große Gesten verzichtete der 48-Jährige, dessen Sperre international nicht gilt. Meist hatte Schmidt seine Hände in den Taschen seines Kurzmantels.
Zunächst brachte Bellarabi die Leverkusener in Führung. Vor einer Woche in Lissabon hatte er mit dem Knie getroffen, diesmal zog er nach einer Kombination über Calhanoglu und Hernández mit dem rechten Fuß ab. Aus spitzem Winkel schoss er Sportings Torwart durch die Beine. Statt nachzulegen, ließ Leverkusen aber nach und machte die Gäste stark.
Deren Trainer Jorge Jesus, deutlich impulsiver in seiner Coaching Zone als Schmidt, hatte erneut seinen Torjäger Islam Slimani auf die Ersatzbank beordert. Bis auf einen frühen Versuch von Carlos Mané (3.) blieben Torchancen auch eher Mangelware, obgleich die Lissaboner Profis ihr Können andeuteten. Sechs Minuten vor der Pause schlugen sie dann durch Mário per Abstauber zu.
Schmidt reagierte, wechselte Admir Mehmedi für den weitgehend akzentlos gebliebenen Julian Brandt zur zweiten Halbzeit ein. Vom Schwung der ersten halben Stunde in Abschnitt eins war aber fast nichts mehr zu spüren, Bayer tat sich schwer und verlor ein ums andere Mal unnötig den Ball. In der 57. Minute musste Keeper Bernd Leno in großer Not gegen Mané retten.
Schmidt aber blieb weiter besonnen. Nach einer äußerst unsauberen Aktion von Wendell, die die Sporting-Profis in Aufregung versetzte, mahnte Schmidt seine Spieler zur Ruhe. Wenige Minuten nach Kießlings vorzeitigem Aus beruhigte Bellarabi die Nerven. „Das war auf jeden Fall ein Traumtor“, betonte Leno. Für die Entscheidung sorgte letztlich der starke Calhanoglu.