Augsburg wittert Sensation gegen Klopp
Liverpool (dpa) - Mit dieser Reise zu Jürgen Klopp an die legendäre Anfield Road erfüllt sich für die Profis des FC Augsburg nicht nur ein „Kindheitstraum“. Nach dem 0:0 im Gänsehaut-Spiel vor einer Woche glaubt der internationale Fußball-Nobody tatsächlich an seine Mini-Chance beim ruhmreichen FC Liverpool.
„Ich glaube, dass für meine Spieler Weihnachten und Geburtstag an einem Tag zusammenfallen. Jeder hat sich wochenlang auf dieses Spiel gefreut und wir haben uns eine Super-Ausgangsposition geschaffen. Wir brennen“, frohlockte Trainer Markus Weinzierl 24 Stunden vor dem „Riesenhighlight“.
Hochmotiviert landete das Team auf dem John Lennon Airport: Es soll weit mehr als nur eine Sightseeingtour in der Stadt der Beatles werden. „Wir sind hier hergekommen, um eine Sensation zu schaffen“, bemerkte Weinzierl vor dem Sechzehntelfinal-Rückspiel in der Europa League am Donnerstag (19.00 Uhr/Sky).
Zwei Passagiere konnten sich an Bord des Sonderfliegers DE 1970, auf dem kräftig „Europapokal, Europapokal“ gesungen wurde, aber nicht uneingeschränkt freuen. Der am Oberschenkel verletzte Raul Bobadilla reiste nach nur einer leichten Laufeinheit auf die Insel und war zu Beginn des Abschlusstrainings auf dem Rasen. Sein Mitwirken ist offen. „Wir werden am Donnerstag entscheiden, wer wie spielfähig ist, wer im Kader steht und wer von Anfang an spielt“, stellte Weinzierl einen Einsatz des mit sechs Toren erfolgreichsten Augsburger Europa-League-Torschützen ebenso in Aussicht wie einen des seit Wochen verletzten Daniel Baier.
Keine Sorge hat Weinzierl um Torhüter Marwin Hitz. Der Keeper erwartet das zweite Kind, der Geburtstermin bei seiner hochschwangeren Frau kollidiert mit dem Liverpool-Trip. Die Reise an die legendäre Anfield Road machte er dennoch mit. „Alles ist abgesprochen“, meinte der Schweizer zu seiner Terminnot.
Die Augsburger erwartet ein womöglich einmaliges Highlight, der Pilot im Flugzeug sprach von einem „denkwürdigen Flug“: Viel mehr Fußballkult als beim Trip zum fünfmaligen Landesmeister-Cup-Gewinner und Champions-League-Sieger geht kaum, wenngleich die großen Zeiten der Reds schon etwas her sind.
„Von so einem Stadion träumt man sein ganzes Leben: Camp Nou, Bernabéu und San Siro sind vielleicht noch einige Stadien, die genauso Prestige haben wie die Anfield Road“, schwärmte Mittelfeldmann Tobias Werner. „Ganz Augsburg soll das Spiel genießen. Die Mannschaft wird sich zur absoluten Energieleistung pushen.“
Nach dem 1:0 im Bundesliga-Abstiegskampf bei Hannover 96 dürfen die Augsburger das größte Auswärtsspiel der Vereinshistorie eingestimmt von den Klängen der Anfield-Stadionhymne „You'll never walk alone“ noch ein bisschen mehr, ein bisschen unbeschwerter genießen. Nach dem torlosen Remis im Hinspiel träumen die Schwaben sowieso davon, dass gegen das Team von Trainer Klopp vielleicht der Achtelfinal-Einzug glücken könnte.
Aber auch Liverpool hat große Ziele, an das Ligapokal-Finale am Sonntag gegen den künftigen Guardiola-Club Manchester City darf noch keiner beim Klopp-Team denken. „Dies ist nicht erlaubt. Wenn man den zweiten vor dem ersten Schritt macht, fällt man meistens hin“, sagte der langjährige BVB-Kultcoach.
Während Trainer Weinzierl den Flug entspannt genoss, hatten einige Profis auf dem Trip leuchtende Augen. Für viele erfüllte sich ein „Kindheitstraum“, wie es Markus Feulner beschrieb. Er selbst wurde aber hart gebremst. Wegen eines Jochbeinbruchs aus dem Hannover-Spiel musste er operiert werden. Auch Jeong-Ho Hong, Piotr Trochowski und Dong-Won Ji fehlten verletzt oder krank. „Mittlerweile hat es uns ganz schön gebeutelt“, sagte Geschäftsführer Stefan Reuter zur derzeitigen Verletztenmisere. Weinzierl sprach vom „letzten Aufgebot“.
Jedes Remis außer einem 0:0 reicht den Augsburgern zum Weiterkommen, ein Sieg sowieso. Letzteres glückte noch keinem deutschen Team an der Anfield Road. In 14 Duellen gegen deutsche Mannschaften siegte Liverpool elfmal, dazu gab's drei Remis. Das würde diesmal immerhin zu Verlängerung reichen. „In Liverpool können wir nun Alles oder Nichts spielen“, erklärte Hitz.