Sensibler Zauderer: BVB feiert Mchitarjan
Dortmund (dpa) - Thomas Tuchel geriet regelrecht ins Schwärmen. Der famose Auftritt des dreifachen Torschützen Henrich Mchitarjan beim 5:0-Kantersieg in der Europa-League-Qualifikation über den Wolfsberger AC veranlasste den neuen Trainer von Borussia Dortmund zu einer Lobeshymne der besonderen Art.
„Es ist eine große Freude, sein Trainer zu sein“, kommentierte der Fußball-Lehrer die Gala des einstigen BVB-Sorgenkindes, „sein Talent, seine Arbeitseinstellung und seine Höflichkeit dienen uns als Vorbild.“
Zur großen Freude von Tuchel lief der als sensibler Zauderer bekannte Mchitarjan, der in der vorigen Saison zumeist weit hinter seinen Fähigkeiten geblieben war, zu großer Form auf. Der Hattrick des Armeniers in weniger als einer Viertelstunde (73./82./86.) machte den Einzug der Borussia in die Playoffs perfekt. Nach Meinung seines Coaches war das der gerechte Lohn für eine mustergültige Einstellung: „Er kommt wie ein Uhrwerk zum Training, trainiert auf höchstem Niveau, ist sich für nichts zu schade und hat einen besonderen Charakter. Ich freue mich sehr, dass diese Tugenden heute so offensichtlich wurden.“
Es ist ein Verdienst von Tuchel, dass Mchitarjan noch immer beim BVB spielt. Zu Beginn der Sommerpause galt der im Juli 2013 für stattliche 27,5 Millionen Euro aus Donezk verpflichtete Mittelfeldspieler als Transferkandidat und wurde bei Clubs vornehmlich aus Italien gehandelt. Dem Vernehmen nach setzte sich der neue BVB-Coach vehement für dessen Verbleib ein. Nicht zuletzt deshalb war Mchitarjan nach der Partie voll des Lobes für den Klopp-Nachfolger: „Er hat mir Mut gemacht. Nun versuche ich, ihm das auf dem Platz zurückzugeben.“
Alle Beteiligten hoffen, dass die Sommernachtsgala für Mchitarjan eine Art Initialzündung war. Der Borussia würde es auf ihrem anvisierten Weg zurück in die Champions League erheblich weiterhelfen, wenn der Edeltechniker sich weiter auf ähnlichem Niveau bewegt wie in den meisten Testspielen und in den beiden Duellen mit Wolfsberg.
Von einer mentalen Blockade ist wenig zu spüren. „Ich habe zu oft nachgedacht und hing meinen Fehlern nach“, gestand er unlängst in einem Interview mit „spox.com“. Im Wissen um diese Schwäche war es Tuchel ein großes Anliegen, sich intensiv um Mchitarjan zu kümmern: „Wie viele kreative Menschen ist er sehr sensibel. Wir wollen ihn häufiger lächeln sehen.“
Selbst Weltmeister Mats Hummels, der seinen Mitspieler bereits für seine mitunter riskanten Dribblings in der eigenen Hälfte noch auf dem Platz getadelt hatte, outete sich als großer Befürworter: „Ich war von Anfang an ein Fan und schätze ihn nicht nur als Fußballer, sondern auch als Mensch.“
Marco Reus (48.) und Pierre-Emerick Aubameyang (67.) rundeten den allerdings erst nach der Pause sehenswerten Auftritt der Borussia ab. Damit blieb den Dortmundern eine ähnliche Zitterpartie wie beim 1:0 im Hinspiel erspart. „Die zweite Halbzeit war eine gute Reaktion auf die erste. Man hat gesehen, dass wir eine Woche weiter sind.“
Schon am Sonntag (14.30 Uhr) steht im Pokalduell beim Drittligisten Chemnitzer FC die nächste Pflichtaufgabe an. Kapitän Hummels hofft auf ein weiteres Erfolgserlebnis: „Wir müssen dem Gegner von Anfang an das Gefühl geben, dass gegen uns nichts zu holen ist. Dann bleibt uns eine Pokalüberraschung erspart.“