Spanier und Portugiesen herrschen im Europacup

Madrid (dpa) - Im Mestalla-Stadion flossen die Tränen in Strömen. Spieler und Fans des FC Valencia beweinten das Aus ihres Teams im letzten Spielzug des Europa-League-Halbfinales. Den Sevillanern rannen Tränen der Freude über die Wangen.

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Aufgrund des auswärts erzielten Treffers zum 1:3 zog das Team mit den früheren Bundesliga-Profis Ivan Rakitic und Marko Marin doch noch ins Finale am 14. Mai in Turin ein. Dort trifft der FC Sevilla auf Benfica Lissabon, das nach einem 2:1-Hinspielsieg über Juventus Turin im Rückspiel ein 0:0-Remis über die Zeit rettete und den Gastgebern ein Endspiel im eigenen Stadion verwehrte.

Der Traum vom Einzug ins Finale der Europa League war für den FC Sevilla eigentlich schon ausgeträumt. Die Andalusier lagen in Valencia 0:3 zurück, das Publikum feierte siegestrunken seine Fußballer, die in einer fantastischen Aufholjagd die 0:2-Schlappe des Hinspiels wettgemacht hatten. In der vierten Minute der Nachspielzeit folgte aber die dramatische Wende: Der Sevillaner Stéphane M'Bia sprang höher als alle Gegner und köpfte den Ball zum 1:3 ins Netz.

„Der Geist von Andrés Palop stand uns zur Seite“, meinte Sevillas Trainer Unai Emery zum späten Treffer des Kameruners. Palop, heute Ersatztorwart bei Bayer Leverkusen, hatte Sevilla 2007 bei Schachtjor Donezk mit einem Kopfballtreffer in der Nachspielzeit vor einem vorzeitigen Aus im UEFA-Pokal bewahrt und den Grundstein zum späteren Cupsieg gelegt. Für die Europa League in dieser Saison hatte sich der FC Sevilla eigentlich gar nicht qualifiziert. Der Club durfte nur teilnehmen, weil die UEFA die besser platzierten FC Málaga und Rayo Vallecano wegen finanzieller Probleme gesperrt hatte.

Der FC Valencia beklagte die Ungerechtigkeit des Schicksals. Die Hafenstädter waren beim 0:2 im Hinspiel aufgrund eines skandalösen Abseitstors in Rückstand geraten. Im Rückspiel erkämpften sie ein 3:0 und sahen sich bereits im Finale, bis M'Bia sie aus allen Träumen riss. „Die Mannschaft ist am Boden zerstört“, berichtete Trainer Juan Antonio Pizzi. „Im Fußball geht es nicht immer gerecht zu.“

Sevillas Endspielgegner Benfica ist auf Wiedergutmachung für die letztjährige Final-Niederlage gegen den FC Chelsea aus. Der Hauptstadtclub strebt in dieser Saison gleich vier Titel an. Nach dem Gewinn der 33. Landesmeisterschaft steht Portugals Rekordmeister auch noch in den nationalen Endspielen um den Pokal und den Ligapokal. „Wir holen dieses Jahr alles“, schrien die Fans. Grund zum Optimismus haben sie: In der seit 2009 ausgetragenen Europa League sind die „Roten“ immerhin die Nummer eins in Sachen Siege (25) und Tore (68). Im laufenden Wettbewerb sind die Schützlinge von Trainer Jorge Jesus zudem noch ungeschlagen.

Nachdem Real und Atlético Madrid ins Endspiel der Champions League einzogen, wird der Europacup mit der Finalpaarung in der Europa League endgültig zu einer iberischen Angelegenheit. Dabei hatte man vor einem Jahr die Ära der spanischen Vorherrschaft im europäischen Fußball eigentlich schon für beendet erklärt. Real und der FC Barcelona waren im Halbfinale der Königsklasse an Borussia Dortmund und Bayern München gescheitert. Auf andere - von Finanznöten geplagte - spanische Clubs wie den FC Sevilla gab man in Europa ohnehin wenig. Die Nationalelf spielte längst nicht mehr so stark wie beim Gewinn der Welt- und Europameisterschaft.

Umso erstaunlicher ist die Dominanz von Spaniern und Portugiesen in der Europa League. Nach dem diesjährigen Finale werden die Clubs von der Iberischen Halbinsel vier der fünf Sieger seit der Einführung des jetzigen Modus stellen. In den Spielzeiten 2010/11 und 2011/2012 waren Spanien und Portugal sogar mit vier Clubs im Halbfinale vertreten.