VfB klammert sich vor Rom-Spiel an Plattitüden
Rom (dpa) - Die Chancen sind gleich null, die Ränge leer: Die Partie kampflos herschenken kommt für den krassen Außenseiter VfB Stuttgart in Rom dennoch nicht infrage.
„Wir wollen versuchen, das Unmögliche möglich zu machen“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic der Nachrichtenagentur dpa vor dem schier aussichtslosen Achtelfinal-Rückspiel der Schwaben bei Lazio Rom in der Europa League. „Schenken kann man an Ostern und Weihnachten“, ergänzte Bobic und Trainer Bruno Labbadia betonte: „Wir machen keine Kaffeefahrt hierhin.“
Auch die Profis denken trotz der schweren 0:2-Hypothek aus der Heimpartie nicht ans Aufgeben. „Es kann alles passieren“, meinte Kapitän Serdar Tasci vor dem Geisterspiel im Stadio Olimpico am Donnerstag. „Wir haben für die Europa League hart gearbeitet. Das geben wir nicht so einfach aus der Hand.“ Sein Innenverteidiger-Kollege Georg Niedermeier versicherte: „Wir haken das auf keinen Fall ab. Wenn wir früh das 1:0 machen, ist einiges möglich.“ Torhüter Sven Ulreich klammerte sich an die Plattitüde: „Im Fußball kann alles passieren.“
Illusionen macht sich beim VfB aber eigentlich keiner, zumal die seit Wochen schwachen Leistungen und schlechten Ergebnisse keinerlei Anlass zu Optimismus geben. Dazu kommt die bisherige Bilanz des Bundesligisten bei Begegnungen in Italien: Null Auswärtssiegen stehen zwei Remis und drei Niederlagen gegenüber. „Es wird schwer werden, aber wir wollen trotzdem Gas geben“, versprach Torjäger Vedad Ibisevic.
Bobic räumte ein, dass ein Weiterkommen wohl Wunschdenken bleibt: „Die Chancen sind minimal.“ Dabei trug der Manager einst als Stürmer zu einem dieser seltenen Fußball-Wunder bei. Im September 1998 glückte dem VfB im UEFA-Cup nach einer 1:3-Heimpleite gegen Feyenoord Rotterdam im Rückspiel ein 3:0-Sieg. Bobic erzielte damals den entscheidenden dritten Treffer. „Das bringt nichts für das jetzige Spiel. Die Partien gegen Rotterdam waren doch noch in der Steinzeit des Fußballs“, sagte er.
Dieses Mal reicht sogar ein 2:0, dann würde eine Verlängerung und eventuell ein Elfmeterschießen folgen. Mit einem 3:0 oder 3:1-Erfolg stünde Stuttgart sensationell im Viertelfinale. „Ein Sieg gegen Rom ist nicht unmöglich“, urteilte Mittelfeldmann William Kvist, der wegen einer Fußverletzung auszufallen droht, und wies auf einen möglichen positiven Nebeneffekt hin. „Wenn wir dort gut spielen, hilft uns das vielleicht auch in der Bundesliga.“ Neben Kvist ist auch der Einsatz von Arthur Boka wegen einer Einblutung unterhalb der Hüfte fraglich.
Ein Vorteil für den VfB könnte sein, dass er faktisch nichts mehr zu verlieren hat und dementsprechend locker auftreten kann. „Der Druck ist nicht mehr unbedingt groß“, konstatierte Bobic. Tasci versprach: „Wir werden versuchen, befreit aufzuspielen. Wir haben in Rom nichts mehr zu verlieren.“ Zudem spielen die Schwaben derzeit auswärts meist besser. Die gellenden Pfeifkonzerte der Fans zu Hause setzten selbst den ausgebufften Profis zuletzt ziemlich zu. Insbesondere Tamas Hajnal geriet in die Kritik der VfB-Fans, wofür Labbadia kein Verständnis hat: „Hajnal war ein Garant dafür, dass wir 2011 nicht abgestiegen sind. Er ist ein tadelloser Profi. Das hat er nicht verdient.“
Buhrufe bleiben den VfB-Kickern dieses Mal auf jeden Fall erspart: Die UEFA hat wegen rassistischer und rechtsradikaler Ausschreitungen von Lazio-Anhängern die Zuschauer bei zwei Europa-League-Heimspielen der Römer ausgeschlossen. Bobic bedauert, dass keine VfB-Fans zugelassen sind: „Das ist schade. Ich habe nie selbst ein Geisterspiel bestritten und war auch nie bei einem dabei.“
Voraussichtliche Aufstellungen zu Lazio Rom - VfB Stuttgart:
Lazio Rom: Marchetti - Pereirinha, Cana, Ciani, Radu - Hernanes - Candreva, Onazi, Ederson, Lulic - Kozák
VfB Stuttgart: Ulreich - Sakai, Tasci, Niedermeier, Boka - Kvist, Gentner - Harnik, Okazaki, Traoré - Ibisevic
Schiedsrichter: Tom Harald Hagen (Norwegen)