Meinung Favre bleibt sich treu
Lucien Favre ist kein gewöhnlicher Trainer. Sensibel, ein bisschen auch Diva, stets vertieft in die Materie, immer mit dem wissenschaftlichem Blick auf den Fußball. Und auf der Suche danach, Rasenschach mit Effizienz zu vereinen und Erfolg so mittelfristig kalkulierbar zu machen.
Er war in dieser Sache mit Borussia Mönchengladbach lange auf einem ausgesprochen guten Weg. Und er hatte auch nach vier Niederlagen nicht den Eindruck vermittelt, als seien ihm die Dinge ganz grundsätzlich entglitten. "Es sind nur Kleinigkeiten, die wir ändern müssen, aber es ist noch viel Arbeit", hatte Favre gesagt. Jetzt, nach fünf Pleiten in Folge, traut er sich offenbar nicht mehr zu, diese "Kleinigkeiten" zu korrigieren. Weil er die Kontrolle über das Spiel seiner Mannschaft verloren hat. Und zu stolz ist, noch einmal das zu erleben, was ihm einst in ganz ähnlicher Lage bei Hertha BSC Berlin widerfahren war. Als aus einem erfolgreichen Favre-Team nach Abgängen von Leistungsträgern ein Abstiegskandidat geworden war. Man musste damit rechnen, dass einer wie Favre die Dinge selbst in die Hand nimmt. Dass er damit einem Verein und seinen Fans vor den Kopf stößt, muss ihm klar sein. Aber er ordnet es seinem Innenleben unter. Mit einer Konsequenz, die auch ein Stück weit erschreckt. Aber doch in sich stimmig ist, weil Favre ein guzer Trainer, aber auch Einsiedler und Egoist ist. Letztlich eben nicht zu kontrollieren. Von diesen Eigenarten wusste auch Manager Max Eberl nur zu gut. Für Gladbach ist die Situation schwierig, weil innerhalb von Wochen alles zerbricht, was sich der Verein über Jahre aufgebaut hat. Und weil es den Club unvorbereitet trifft. Es wird nicht lange dauern, bis der Name Jürgen Klopp aufs Tableau kommt. Der Trainer, der vor wenigen Wochen gesagt hat, er müsse keinen Spitzenverein übernehmen, um Spaß an der Arbeit zu haben.