Unterschätztes Problem Auf diesen Positionen muss sich die Fortuna verbessern

Analyse | Düsseldorf · Die Flügelspieler entwickeln sich zum längerfristigen Problem. Vielleicht wäre Emmanuel Iyoha eine Alternative.

Trainingszweikampf zwischen Felix Klaus (li.) und Kristoffer Peterson.

Foto: Frederic Scheidemann

Der ganz große Frust wäre sicher nicht angebracht. Panikstimmung schon gar nicht. Dass der Hamburger SV als Topfavorit der Zweiten Liga irgendwann ins Rollen kommen würde, war zu erwarten – bitter nur aus Düsseldorfer Sicht, dass dies ausgerechnet gegen Fortuna passieren musste. In diesem hanseatischen Wirbel der ersten 45 Minuten des letzten Spiels vor der Länderspielpause wären wahrscheinlich auch fast alle anderen Ligakonkurrenten ins Schwimmen geraten; einen Notruf muss Fortuna nun also nicht aussenden.

Ebenso falsch wäre es jedoch, die hochverdiente Niederlage im Volkspark unter der Kategorie „business as usual“ abzuhaken. Schließlich hat Fortuna selbst hohe Ansprüche, sie will gern ganz oben mitspielen. Wirklich mitgespielt hat sie in Hamburg jedoch nur rund 30 Minuten lang im zweiten Durchgang. Und das ist zu wenig. Es wäre zu einfach, die augenfällige Unterlegenheit der ersten Spielhälfte nur an ein, zwei Positionen festzumachen, weil es mit Ausnahme des Torhüters fast überall hakte und klemmte. Dennoch bestätigte die Begegnung beim HSV all diejenigen, die schon in den meist besser verlaufenen Spielen zuvor ein Dauerproblem ausgemacht hatten: Die offensiven Außen fallen bei Fortuna fast regelmäßig gegenüber dem Rest des Teams stark ab.

Dies gilt vor allem für die linke Seite, da rechts Felix Klaus wenigstens hin und wieder – wie beim 3:1 gegen Rostock – positive Ausreißer zeigt. Kristoffer Peterson dagegen ist schon seit der vergangenen Saison ein einziges Rätsel. Was er eigentlich kann, hat der Schwede in seiner ersten Düsseldorfer Saison unter dem damaligen Trainer Uwe Rösler eindrucksvoll gezeigt, seitdem aber fast gar nicht mehr. Das ist fast schon eine Tragödie, da Peterson einer der nettesten, talentiertesten und bei den Kollegen beliebtesten Fortunen der letzten Jahre ist. Auch an seinem Willen und seinem Engagement gibt es keinerlei Zweifel; nur auf dem Platz bringt er es derzeit nicht zusammen.

Alternative Flügelspieler fehlen in der Mannschaft

Da auch Klaus trotz einiger positiver Ansätze keine Konstanz in sein Spiel bekommt, präsentieren sich die Düsseldorfer flügellahm. Für die Spielidee von Trainer Daniel Thioune ist das ein Riesenproblem, da diese unter anderem vom schnellen Spiel über die Außen lebt. Offenbar hat die sportliche Leitung mit Sportvorstand Klaus Allofs und Sportdirektor Christian Weber dieses Manko etwas unterschätzt, denn es fehlen die Alternativen. Natürlich auch aus finanziellen Gründen. Das Geld, das durch die Verkäufe von Khaled Narey und Jakub Piotrowski hereinkam (rund 2,8 Millionen Euro) konnten die beiden nicht einfach in einen Narey-Ersatz investieren, da damit bereits zuvor, unter anderem durch die Corona-Zeit, entstandende Etatlücken gestopft werden mussten. Allofs und Weber holten für die Außen also nur Talent Kwadwo Baah und hofften auf Klaus und Peterson. Bislang vergeblich.

Die Leistungsexplosion von Stürmer Dawid Kownacki hat zwar dafür gesorgt, dass der Weggang von Topscorer Narey kein allzu großes Loch in die Tore-und-Vorlagen-Statistik riss. Mit fünf Toren und drei Vorlagen bewegt sich der 25-Jährige nach neun Spieltagen durchaus auf Kurs der 23 Punkte, die Narey in der Vorsaison verbuchte: Zum gleichen Zeitpunkt 2021/22 stand der zu Paok Saloniki gewechselte Angreifer wie jetzt Kownacki ebenfalls bei acht Punkten. Spielerisch aber fehlen Nareys Qualitäten als Vorbereiter gerade den Mittelstürmern sehr.

Eine Option wäre, Emmanuel Iyoha einmal auf den Flügeln auszuprobieren. Auch wenn Thioune den 24-Jährigen eher als zentralen Angreifer sieht, so hat dieser doch auch das Tempo für außen. Und hat dort bei seinen Leihstationen in Osnabrück (unter Thioune), Aue und Kiel auch erfolgreich gespielt. Einen Versuch wäre es wert.