Emotionale Tage für Palikuca
Nach St. Pauli kehrt er als Ersatz, aber nicht unglücklich zurück.
Düsseldorf. Es sind emotionale Tage für Robert Palikuca. Die Geburt des dritten Kindes steht unmittelbar bevor. Und morgen entscheidet sich, ob Palikuca im Kader des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf für das Spiel am Freitag beim FC St. Pauli (18 Uhr) steht. Bei dem FC St. Pauli, dessen Farben der kroatische Innenverteidiger zweieinhalb Jahre lang vor seinem Wechsel an den Rhein getragen hat.
Eine "wunderschöne Zeit war das", sagt Palikuca. Und man kann sich vorstellen, wie gerne er auch jetzt am Millerntor dabei wäre. Aber die Zeiten sind schwierige für den 31-Jährigen: Palikuca hat in dieser Saison noch keine Minute für den Zweitligisten gespielt. An Jens Langeneke, Bamba Anderson und auch Hamza Cakir in der Innenverteidigung kommt er nicht vorbei.
Wenn er darüber spricht, hebt er sich wohltuend ab von den vielen Egoisten der Branche, die nur den eigenen Wert schätzen. "Ich würde als Trainer auf genau die selbe Mannschaft zählen", sagt Palikuca. "Mir fehlen die Argumente. Unsere ohnehin starke Abwehr der vergangenen Saison ist durch die Zugänge noch einmal bombensicherer geworden."
Er macht keinen Stunk, bleibt ruhig, gar gelassen, gibt Gas. "Ich habe schon anderes erlebt. Ich und der Trainer - ich glaube, wir können uns in die Augen sehen", sagt er. Palikuca wartet auf seine Chance. "Ich glaube an das Gute. Wenn man fair bleibt und arbeitet, wird sie kommen." Und dann muss er sie nur noch nutzen.
In Düsseldorf hat der Familienmensch seine Heimat gefunden. Fest steht schon jetzt: Egal, wie es weitergeht mit ihm bei der Fortuna, egal, ob der Vertrag über den Sommer 2010 verlängert wird: Die Palikucas werden in Düsseldorf bleiben. "Hier fühlen wir uns wohl", sagt er. Seine Frau Sabine, die Kinder Leon (7), Paula (4) und bald auch Emma ("Die Namen suchen bei uns die Kinder gegenseitig aus.") stehen im Mittelpunkt. Der Fußballer Palikuca könnte schneller Geschichte sein, als mancher denken wird. Mit einem Fernstudium zum Sportfachwirt bereitet er sich auf die Karriere danach vor. "Ich plane nicht zu weit. Aber bis 40 spiele ich sicher nicht."
Er spricht nicht gerne über sich. Aber über seine Stationen. Beim FC St. Pauli hat er fast immer gespielt, aber als sich die Vertragsverhandlungen mit dem damaligen Sportdirektor und heutigen Pauli-Trainer Holger Stanislawski zu lange hinzogen, hat er in Düsseldorf unterschrieben. "Da waren sie sauer, trotzdem stimmt das Verhältnis. Ich bin nirgendwo im Unfrieden geschieden."
St. Pauli. Kult und Mythos. Auch für Palikuca. "Man kann sich von der Atmosphäre einschüchtern lassen oder ihr begegnen. Wir haben in Kaiserslautern bewiesen, dass wir das schaffen können", sagt er. In Aachen und Oberhausen hat er das Hamburger Team beobachtet, viele der alten Kollegen, die einst Franz Gerber zusammengestellt hatte, sind noch heute dabei. "Sie spielen starken Fußball. Wenn man in der 2. Liga oben dabei sein will, führt der Weg nur über St. Pauli", sagt er. Eigentlich ist dieser Freitag sein Tag. "Der Dom läuft, Schmuddelwetter, ab 18 Uhr geht da die Post ab. Aber wir müssen vor nichts Angst haben."
Er will dabei sein. Auch, wenn Meier ihn nicht nominieren sollte. Es sei denn, die noch ungeborene Emma meldet sich an. "Dann habe ich die Arschkarte gezogen", sagt er lächelnd. Dann bliebe er zu Hause. So oder so. Jeder wird es verstehen. Zu viele Emotion in diesen Tagen.