Fortuna im Erzgebirge Als Juanan den Sieg perfekt machte
Es gibt zahlreiche Berührungspunkte zwischen dem FC Erzgebirge Aue und Fortuna, bis hin zu einer Fanfreundschaft. Doch in einem Duell ging es besonders spektakulär zwischen den Klubs zu, die sich am Samstag erneut treffen.
Ganz gewöhnliche Fußballspiele sind es im Grunde nie, wenn Fortuna zum FC Erzgebirge Aue reist. Nicht allein, weil der Trip nach Sachsen in die Nähe der tschechischen Grenze schon einmal acht bis neun Stunden in Anspruch nehmen kann – einfache Fahrt, versteht sich. Nein, der Reisende aus dem tiefen Westen der Republik muss sich beim Vergleich des FC Erzgebirge mit Fortuna immer auf besondere Begebenheiten einstellen. Wie zum Beispiel meterhohe Schneeverwehungen an den Straßen, wenn das sportliche Duell wie am Samstag (13 Uhr) in den erzgebirglichen Winter fällt.
Und es kann auch schon mal rau zugehen auf den Rängen, verbal, versteht sich, auch wenn sich große Teile beider Fangruppen eigentlich sehr gut verstehen. Es gibt sogar Schals, die zur Hälfte lila-weiß und zur Hälfte rot-weiß sind und die auf die nicht offizielle Freundschaft jener Fangruppen hinweisen.
Dennoch hat es der Verfasser dieser Zeilen selbst erlebt, dass ihn – wohlgemerkt einen Berichterstatter auf der Pressetribüne – ein hochbetagter Anhänger des FC Erzgebirge 90 Minuten lang auf das Übelste anpöbelte. „Ihr Millionarios“, rief er, „Ihr Wessis nehmt uns alles weg mit eurer Kohle“, „Ihr glaubt doch, Ihr könnt uns nach Belieben unsere Jungs wegkaufen“ – und das waren noch die harmloseren Flüche.
Radioreporter bekam nach
dem Spiel ein Bier ausgegeben
Doch kaum war die Partie abgepfiffen, reichte der Auer Senior lächelnd die Hand, wünschte eine gute Heimreise und verteilte ganz nett Tipps, was man sich rund um Aue noch alles ansehen solle. Auch Radiokollege Olli Bendt bekam schon während seiner Reportage einen Aue-Schal an den Kopf gepfeffert – und nach dem Spiel ein Bier ausgegeben. So ist es halt in Aue, und schade, dass am Samstag alles ohne das emotionale Publikum abgehen muss. Ob es sportlich so spektakulär wird wie beim Zweitliga-Vergleich in der Saison 2011/12, bleibt abzuwarten. Es war in der langen Reihe der Partien zwischen Lila-Weiß und Rot-Weiß sicherlich das interessanteste Spiel, mit dem besseren Ende für die weitgereisten Gäste. Nach 21 Minuten schien an jenem Freitagabend, dem 16. September 2011, bereits alles klar zu sein. Bis dahin hatten Jens Langeneke, natürlich per Elfmeter, und der heutige Teammanager Sascha Rösler mit einem direkten Freistoß für die 2:0-Führung der Gäste gesorgt, die auch zur Pause Bestand hatte. Doch da man in Aue niemals aufgibt, schaffte der FC Erzgebirge den Ausgleich: Ronny König und Guido Kocer trafen, jeweils auf Vorarbeit von Jan Hochscheidt, der auch heute noch im Auer Kader steht, zum 2:2. Das Spiel stand auf des Messers Schneide, doch zwei Spieler, die nie im Ruf standen, Torjäger zu sein, ließen das Pendel erneut zu Gunsten der Düsseldorfer ausschlagen.
Drei Profis von 2011 sind
noch immmer dabei
Innenverteidiger Assani Lukimya köpfte in der 84. Minute nach Eckball von Ken Ilsø das 3:2, fünf Minuten später ließ sein Positions-Kollege Juanan auf Flanke Thomas Brökers den Schuss zum 4:2-Endstand folgen. Für den Spanier wie für den Deutsch-Kongolesen war es jeweils der erste Saisontreffer. Fortuna stand nach dem Schlusspfiff auf Rang drei, einem Platz, den sie auch am Saisonende innehatte, ehe sie in der berühmt gewordenen Relegation gegen Hertha BSC den Bundesliga-Aufstieg schaffte. Ob das Duell am Samstag wohl auf ähnliche Weise die Weichen stellen kann? Drei Profis von 2011 sind auch fast ein Jahrzehnt später übrigens immer noch dabei: Neben Hochscheidt bei Aue noch Torhüter Martin Männel und bei Fortuna Kapitän Adam Bodzek.