Strittige Szene bei WM-Sieg von Japan Tanaka träumt bereits von der nächsten WM

Marbella · Der Japaner beförderte mit seinem Tor Deutschland aus dem Turnier. Er hat die Vision von einer Wiederholung in vier Jahren.

Ao Tanaka während des Testspiels der Fortuna im Rahmen des Trainingslagers in Spanien.

Foto: Christof Wolff

Die Japaner kannten kein Halten mehr. Sie brüllten ihre Freude heraus und fielen sich fassungslos in die Arme. Freiburgs Torgarant Ritsu Doan lief mit einer Nationalfahne auf dem Rücken überglücklich über den Rasen, danach ließ er sich mit seinen Teamkollegen von den ganz in blau gekleideten japanischen Fans feiern. Ekstase pur und keine Spur von asiatischer Zurückhaltung. Wer wollte ihn das aber auch nach diesem Gruppenfinale verdenken. Japan sicherte sich mit Spanien ein Ticket fürs Achtelfinale – für Deutschland war das WM-Turnier damit beendet.

Doch über eine Szene wurde lange diskutiert. Das 2:1 der Japaner. War der Ball vor dem Kopfballtreffer von Ao Tanaka im Aus oder nicht? Kaoru Mitoma hatte zuvor den Ball von der Auslinie in die Mitte gekratzt. Oder war er dahinter? Schiedsrichter Victor Gomes aus Südafrika ließ minutenlang prüfen, ob der Ball mit vollem Umfang die Torauslinie in der 54. Minute überquert hatte. Es ging um Millimeter. Dann erfolgte der Pfiff: Tor!

Via Twitter veröffentlichte die Fifa mehrere Wiederholungen der Szene und erklärte, dass der VAR das Tor gecheckt habe und auch die Torlinienkamera zum Einsatz gekommen sei. In einem weiteren Tweet wurde die Position des Balles noch einmal nachgestellt und aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Hierzu schrieb der Weltverband: „Andere Kameras können irreführende Bilder liefern, aber den vorliegenden Informationen zufolge war der Ball nicht komplett aus dem Spiel.“

Laut den offiziellen Fußballregeln muss der Ball die Linie komplett überschreiten, ehe er im Aus ist. „Anders als bei sonstigen Entscheidungen auf dem Feld wird bei jedem Treffer standardmäßig ein Torcheck durchgeführt. Der VAR darf immer eingreifen bei der Frage, ob das Tor korrekt entstanden ist oder nicht“, sagte der frühere Schweizer Top-Schiedsrichter Urs Meier zu „ran“.

Und weiter: „Nach den Bildern, die ich gesehen habe, würde ich sagen, ist der Ball dem Regelbuch entsprechend noch im Spiel. Der Ball beißt die Linie so eben noch, es ist kein Grün zwischen Linie und Ball zu sehen. Und weil das so ist, ist der Ball noch im Spiel. Denn wenn man keine Beweise hat, dass der Ball eindeutig draußen ist, gilt wie beim Abseits im Zweifel für den Angreifer.“

Aber wie denkt eigentlich Tanaka mit etwas Abstand über die Szene? Wie hat er es im Spiel wahrgenommen? War der Ball im Aus oder nicht wird er auf Deutsch gefragt. Der Übersetzer muss nichts sagen, da weiß der 24-Jährige schon was kommt. Er grinst und antwortet: „Ich dachte schon, dass der Ball im Aus ist! Im Spiel war das für mich eine klare Sache. Aber dann kann ja der Videobeweis und hat eine Entscheidung getroffen.“

Tanaka war sofort in dem Moment klar, welche Auswirkungen sein Siegtor für Deutschland haben werde. „Ich habe mir aber darüber natürlich keine Gedanken gemacht, es ging mir nur um Japan.“ Von den Teamkollegen habe er viele Glückwünsche erhalten nach seiner Rückkehr, verbunden allerdings auch mit einem paar spitzen Bemerkungen wegen seines Treffers. „Aber eigentlich waren alle ganz nett.“

Nach der WM hat sich für ihn einiges geändert. „Als Mensch bin ich gleich geblieben, aber es blicken jetzt natürlich noch mehr Leute auf mich.“ Was er mit der Nationalmannschaft für Ziele hat? Tanaka lacht: „In vier Jahren wieder bei der WM dabei sein und gegen Deutschland erfolgreich zu sein.“