Spieler der 1950er-Jahre Fortuna trauert um Günter Sehl

Er war der älteste noch lebende Fortuna-Spieler und ist mit 86 Jahren gestorben.

Günter Sehl (rechts) gegen Oberhausens Torhüter Gärtner 1959.

Foto: Horstmueller/HORSTMUELLER GmbH

Der Name Sehl ist mit der Fortuna eng verbunden. Dabei ist die Anzahl der Spiele, die Günter Sehl in der ersten Mannschaft des Düsseldorfer Traditionsvereins absolvierte, eher überschaubar. Zwölf Partien waren es letztlich nur in der Oberliga West, Mitte der 1950er-Jahre. Und doch war Sehl weit mehr als nur ein Reservist bei Fortuna, der mal eben gelegentlich zum Einsatz kam, er hatte sich dem Verein auf besondere Weise verschrieben. Wie seine Familie nun mitteilte, ist er Ende September im Alter von 86 Jahren gestorben.

Was Günter Sehl am meisten auszeichnete, war sein enormes Engagement. So machte er zwar nicht viele Spiele in der Oberliga, aber er war eine treibende Kraft beim Aufbau und Zusammenhalt der zweiten und auch der dritten Mannschaft, die Fortuna in jenen Jahren tatsächlich unterhielt.

So wie heutzutage ein Oliver Fink oder davor ein „Lumpi“ Lambertz führte Sehl die jungen Kicker, begeisterte sie für den Fußball und den Verein aus Flingern. Damit war er aber nicht der einzige in seiner Familie: Ehefrau Ilse war lange Jahre eine außerordentlich beliebte Mitarbeiterin auf der Fortuna-Geschäftsstelle.

Besonders bemerkenswert ist im Rückblick, dass Günter Sehl bis zu seinem Tod in der vergangenen Woche der älteste noch lebende Fortuna-Spieler war. Er hatte in dieser Rolle Vereinslegende Matthias Mauritz abgelöst, der elf Jahre älter war und im November 2016 gestorben ist. Mit ihm spielte Sehl auch noch gemeinsam – obwohl er eigentlich gar kein Fußballer werden wollte.

Ursprünglich nämlich hatte es Sehl zum Handball gezogen, ebenfalls einer Traditionsabteilung des Klubs. Oder vielmehr, seine Eltern, mit denen er im Stadtteil Vennhausen lebte, hatten ihn für den Handballsport ausgeguckt. Doch es kam alles anders.

Im Nachruf auf Sehl, der auf der Internet-Homepage der Fortuna nachzulesen ist, heißt es dazu: „Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ihm Fußball mehr zusagte, doch hierfür fehlte das passende Schuhwerk. Da dies kurz nach dem Krieg purer Luxus gewesen wäre – man war froh, überhaupt ein ordentliches Paar an den Füßen tragen zu dürfen – verhalf ihm ein glücklicher Umstand zur Karriere bei den Kickern: Ein älterer Vereinskamerad war nämlich auf das Talent von Günter Sehl aufmerksam geworden und ließ ihm ein paar getragene Fußballschuhe zukommen. Sehl nutzte seine Chance, spielte sich immer weiter nach oben und erhielt mit 20 Jahren seinen ersten Lizenzspielervertrag bei den Fußballern.“ Zum ganz großen Durchbruch reichte es zwar nicht, aber zu einem Ehrenplatz in den Vereinsannalen.

(jol)