Beim 1:2 gegen Paderborn Dieser Fortune nimmt die Niederlage auf seine Kappe

Düsseldorf · Fortuna bekommt nur 70 Sekunden nach ihrem Treffer zum 1:1-Ausgleich das Gegentor zum Endstand. Er habe zu riskant und offensiv verteidigt, die Situation völlig falsch eingeschätzt, meint der Kapitän.

Düsseldorfer Nicolas Gavory sitzt niedergeschlagen am Boden. Im Hintergrund feiern die Paderborner Spieler ihren Sieg

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Selten lässt sich in einem Fußballspiel völlig klar festhalten, welche Szene es letztlich entschieden hat. Die Ausnahmen sind natürlich späte Treffer tief in der Nachspielzeit, wenn dem Gegner keine Zeit mehr bleibt, zurückzuschlagen oder überhaupt noch zu reagieren. Aber wenn das letzte Tor einer Partie bereits in der 59. Minute fällt – dann sollten sich doch eigentlich in der verbleibenden starken halben Stunde genügend Möglichkeiten ergeben, das ganze Ding noch zu drehen.

Bei Fortuna war das am Samstag nicht so. Mit Sirlord Contehs Kontertor zum 2:1 für den SC Paderborn in eben jener 59. Minute war das Spiel durch; und das lag an der besonderen Geschichte dieses Treffers. Nicht einmal 70 Sekunden zuvor nämlich hatten die Düsseldorfer das dicke Brett endlich durchgebohrt, das die frühe Paderborner Führung durch Florent Muslija schon in der fünften Minute dargestellt hatte. Jordy de Wijs köpfte nach einer präzise geschlagenen Ecke von Shinta Appelkamp zum 1:1 ein – Fortuna jedoch konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen.

„Nie im Leben dürfen wir in dieser Szene das 1:2 kriegen“, sagte Angreifer Felix Klaus fassungslos. In der Tat. Da halten die Fortunen plötzlich das Momentum fest in der Hand, haben das Stadion zum Toben und die Paderborner zum Nachdenken gebracht – und dann machen sie die eigene Deckung so komplett auf, dass die Gäste sie problemlos auskontern können. Mit nur zwei Spielern und einem Pass.

Der Kapitän machte die Szene zur Chefsache und nahm somit die Niederlage auf seine Kappe. „Wir verteidigen einfach zu riskant nach vorne, ich allen voran“, kommentierte Andre Hoffmann. „Ich habe die Situation brutal falsch eingeschätzt. Ich dachte, ich kann da Druck auf Muslija ausüben, aber dass ich da hinten durch meinen Forecheck alles öffne, damit hatte ich nicht gerechnet.“ Er sei ein Stück weit zu euphorisiert gewesen durch das 1:1, meinte Hoffmann, „ich hatte das Gefühl: Jetzt haben wir sie. Dieses 1:2 ist einfach zu früh gefallen“.

Da wollte Felix Klaus dann jedoch nicht mehr vollends mitgehen. „Wir verteidigen in dieser Szene alle vogelwild nach vorne“, erklärte der Flügelspieler. „Das darf uns so nicht passieren, wir haben doch eine Konterabsicherung. Da müssen wir tief zum Torwart fallen, und das hat gefühlt keiner gemacht.“ Marcel Sobottka sah das Problem ebenfalls im Kollektiv. „Wenn einer ab der Mittellinie allein auf unser Tor zuläuft, dann ist etwas falsch gelaufen, klar“, analysierte der Vizekapitän. „Ich gehe da ein bisschen raus, Hoffi geht ein bisschen raus, da sind wir schon alle mit in der Verlosung drin. Das würde ich nicht einem Einzelnen zuschreiben.“

Doch ganz gleich, ob man nun eher Hoffmanns selbstkritischer Einschätzung oder der Enttäuschung von dessen Kollegen über ein kollektives Fehlverhalten zuneigt: Die alles entscheidende Szene der Partie war es allemal. Zwar hatte Fortuna nach diesem 1:2 noch Möglichkeiten, sie bestimmte das Spiel und hatte auch diverse Torschüsse – aber wirklich Zwingendes war mit Ausnahme der Großchance von Jamil Siebert nach einem herrlichen Pass von Isak Johannesson, der wie Siebert eingewechselt worden war, nicht dabei. Der Verlust des Momentums durch diesen Aussetzer in der 59. Minute hatte den Gastgebern den Zahn gezogen.

„Beim 1:2 haben wir dann komplett den Kopf verloren. Wir verteidigen da zu wild nach vorne“, kritisierte auch Trainer Daniel Thioune, der aber auch mit der ersten Hälfte unzufrieden war. „Wenn man die ersten beiden Ligaspiele sieht, hätten man denken können, dass wir von Anfang spielbestimmend in die Partie gehen sollten. Wir haben aber nicht so mutig agiert, aus einer Überzeugung heraus. Ich dachte, wir wären schon einen Schritt weiter.“ Damit stand er nicht allein da.