Hotel-Direktor stellt sein Haus vor Fortuna startet ins Corona-Trainingslager

Die Fortuna zieht sich für ihr Trainingslager in ein Hotel zurück, in dem auch schon die Nationalmannschaft untergebracht war. Ein Rundgang.

In diesem Hotelkomplex am Seestern verbringen die Fortunen die letzten zwei Wochen der Saison.

Foto: Frederic Scheidemann

Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) geht noch immer die Angst um, der Spielbetrieb könnte vorzeitig abgebrochen werden. Alleine in der Zweiten Liga waren zuletzt der Karlsruher SC, der SV Sandhausen und Holstein Kiel gleich zwei Mal kurz hintereinander von den zuständigen Gesundheitsämtern in Quarantäne beordert worden. Dadurch wurde der Spielplan gehörig durcheinandergebracht. Weitere Verschiebungen sind nicht mehr einkalkuliert.

Um das Risiko von Infektionen weiter zu reduzieren, hat die DFL ein sogenannten Corona-Trainingslager angeordnet, um die letzten beiden Spieltage zu schützen. Von Mittwoch (12. Mai) an bis einschließlich 22. Mai sind alle Mannschaften der beiden obersten Profiligen daher angewiesen, sich zu isolieren – nur für Trainingseinheiten oder eben Spiele dürfen die Quartiere verlassen werden.

Nationalmannschaft wurde ebenfalls betreut

Siegfried Wenzelmann gehört zu einem der erfahrensten Hoteldirektoren des Landes. Seit 29 Jahren arbeitet er für die Lindner-Gruppe, 28 Jahre davon in leitender Funktion. Er hat ein Golf-Resort am Wiesensee betreut, hat am Nürburgring gearbeitet und ist aktuell für das Lindner Congress Hotel an der Lütticher Straße verantwortlich. Eine Vier-Sterne-Herberge mit Schwerpunkt auf Tagungen und Events, gelegen in einem Bürogebiet mit guter Verkehrsanbindung.

Seit März diesen Jahres dürfte auch ein breiteres Publikum zumindest am Rande Notiz vom Hotel genommen haben. Denn da hat Wenzelmann und sein Team die deutsche Fußball-Nationalmannschaft für mehrere Tage betreut. Eine für den DFB eher ungewöhnliche Wahl, da man sich sonst immer mindestens einen Stern höher einquartiert hat. Wenzelmann war nach eigenem Bekunden im ersten Augenblick auch etwas überrascht. Doch das Hotel konnte bei den Verantwortlichen des Verbandes speziell durch die Herausforderungen in der Corona-Pandemie punkten.

Nun checkt Fortuna ein. Der Tross um Cheftrainer Uwe Rösler hat das Hotel für sich ganz alleine. Mannschaft und Betreuerstab sind in Einzelzimmern untergebracht. Die Vorstände Klaus Allofs und Uwe Klein schlafen in der Zeit weiter zu Hause, weil sie im Tagesgeschäft eingebunden sind. Rösler will während der Trainingslager-Quarantäne seinen Spielern den Möglichkeiten entsprechend Freiheiten gewähren. „Wir überlegen, ob man sich im Hotel auch in Freizeitklamotten bewegen kann und nicht immer nur im Trainingsanzug und das nicht alle gleichzeitig beim Essen erscheinen müssen.“ So soll verhindert werden, dass es zu einem Lagerkoller kommt.

Das Lindner-Hotel ist eine sehr solide Adresse, aber weit davon entfernt, eine Luxus-Herberge zu sein. Den Spielern wird es dennoch an wenig mangeln – außer natürlich an Nähe zu ihren Familien und/oder Freunden. Zur Ablenkung hat Hotelchef Wenzelmann allerlei aufgefahren: Es gibt unter anderem einen Billardtisch und Darts-Scheiben – und ausreichend Steckdosen zum Aufladen der Spielkonsolen. Was Fortuna im Hotel nicht nutzt: Der Fitnessraum bleibt geschlossen, trainiert wird ausschließlich auf dem eigenen Areal an der Arena.

„Wir bieten durch unsere Lage und die Gegebenheiten im Haus einfach ideale Möglichkeiten, damit die Mannschaft diese Zeit überbrücken kann“, sagt Wenzelmann. „Wir haben viel Erfahrung sammeln können in den vergangenen Jahren. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war im März bei uns und wird noch einmal im Juni wiederkommen. Manuel Neuer hat mir gesagt, dass er vor allem das Ambiente bei uns schätzt – leichter Industriecharakter und nicht so riesige, sterile Räume, wo man sich mitunter verloren fühlen kann.“

Jetzt fahren Wenzelmann und sein Team den Betrieb wieder langsam hoch. Da kommt Fortuna gerade recht. „Fußballer ticken nicht anders als andere Gäste – sie gehen mit der Situation total professionell um“, sagt er. „Unser oberstes Gebot ist: Zurückhaltung! Wenn die Spieler den Raum betreten, um zu essen, ist keiner von uns im Raum. Wir kommen nur dazu, wenn es spezielle Wünsche gibt. Ansonsten versuchen wir, die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren – trotz unserer eigenen Vorsichtsmaßnahmen wollen wir da im gegenseitigen Interesse überhaupt kein Risiko eingehen.“