Fortuna Düsseldorf Fortuna liebt das Spiel mit Köpfchen

Düsseldorf · Zusammen mit dem 1. FC Köln erzielte Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga bislang die meisten Tore per Kopf. Bloßer Zufall oder steckt ein Plan dahinter? Eine Analyse.

Eines von fünf Kopfballtoren in dieser Sasion. Rouwen Hennings (r.), hier im Heimspiel gegen den SC Freiburg (1:2).

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Es war der Moment, der die Arena in Stockum zum Beben brachte: Niko Gießelmann bringt sich auf der linken Seite in Position, flankt präzise auf den kurzen Pfosten. Gleichzeitig löst sich Rouwen Hennings im richtigen Moment von seinem Gegenspieler und köpft den Ball zielgenau mit der Schläfe ins Tor. Der Rest ist Jubel. Auf dem Rasen und noch mehr im weiten Rund.

Für Fortuna bedeutete dieser Treffer nicht nur den zweiten Saisonsieg, sondern brachte der Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel zugleich den Spitzenplatz in einer ganz speziellen Kategorie ein. Denn die Düsseldorfer sind seit dem vergangenen Wochenende zusammen mit dem ungeliebten Nachbarn vom 1. FC Köln das Team mit den meisten Kopfballtoren in der Bundesliga. Jeweils fünf Treffer erzielten beide Clubs bislang auf diese Weise.

Ein Zufall? Wer die bisherigen Spiele der Rot-Weißen beobachtet hat, wird diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantworten. Denn Fortunas Spielausrichtung konzentrierte sich in den ersten Saisonspielen auf die Außenpositionen. Während in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit vor allem das blitzschnelle Umschaltspiel nach Balleroberung das Düsseldorfer Markenzeichen war, hat sich der Stil nach den Abgängen von Dodi Lukebakio und Benito Raman sowie dem verletzungsbedingten Ausfall von Regisseur Kevin Stöger zwangsläufig verändert.

Statt schnell in die Tiefe, geht bisher viel über die Außen. Das belegt eine weitere Statistik. Mit exakt 98 Flanken schlagen die Düsseldorer nach Eintracht Frankfurt (151) und Bayern München (106) die drittmeisten Flanken aus dem Spiel heraus. Auch gegen Mainz griff die Fortuna über Niko Gießelmann auf links und Jean Zimmer auf rechts zu diesem Mittel – auch weil die Gäste das Zentrum dicht machten.

Standardsituationen können ein Mittel sein, wenn nichts läuft

Allein, es war viel Streuung dabei, ehe Gießelmann die perfekte Flanke schlug. Dass die Funkel-Elf dennoch Gefahr ausstrahlte, lag auch an den Offensiv-Standards. Allein Kasim Adams hatte in der zweiten Halbzeit zwei gute Gelegenheiten, scheiterte aber am glänzend aufgelegten FSV-Keeper Robin Zentner. Teamkollege Kaan Ayhan köpfte in Hälfte eins eine Gießelmann-Ecke knapp übers Tor.

Nicht von ungefähr wurden drei der fünf Kopfballtore nach einer Ecke oder im Anschluss daran erzielt. Co-Trainer Axel Bellinghausen lässt im Training verschiedene Varianten einstudieren und hat mit Adams (1,90 Meter) André Hoffmann (1,88 Meter) sowie Ayhan (1,85 Meter) drei Vollstrecker mit Gardemaß zur Verfügung. Gerade in Partien, wenn bei den Düsseldorfern spielerisch nicht viel zusammenläuft, kommen den ruhenden Bällen eine besondere Bedeutung zu.

So wahrscheinlich auch am Samstag beim SC Paderborn. Der Aufsteiger steht trotz des letzten Tabellenplatzes für einen stark offensiv-ausgerichteten Fußball. Entsprechend dürfte Funkel erneut das Hauptaugenmerk auf eine stabile Defensive legen und wieder mit einer Dreier-/Fünferkette beginnen, um die Angriffswucht der Ostwestfalen einzudämmen. Geduld ist also gefragt. Aber dass die Düsseldorfer mit Köpfchen spielen können, haben sie nicht erst mit 1:0-Siegtreffer gegen Mainz gezeigt.

Trainer Funkel: Bernard Tekpetey ist auf einem guten Weg

Noch nicht der erhoffte Gewinn für die Mannschaft ist Bernard Tekpetey. Er soll nach den Plänen von Friedhelm Funkel mit Flankenläufen und präzisen Hereingaben ebenfalls dazu beitragen, dass (so ein kopfballstarker Spieler wie) Rouwen Hennings und Kenan Karaman zu Tormöglichkeiten kommen. Doch er ist offensichtlich noch nicht soweit. „Dafür, dass am Samstag das Spiel gegen seinen Ex-Verein ansteht, ist er sehr ruhig. Man spürt jedenfalls keine besondere Erregung“, sagt Fortuna Cheftrainer über den Ex-Paderborner. „Ich glaube nicht, dass er übermotiviert in dieses Spiel gehen wird.“ ImTraining habe er gelernt, besser gegen den Ball zu arbeiten. „Wir geben dem Spieler die Zeit“, sagt Funkel und hofft neben guter Defensivarbeit auch auf verwertbare Flanken von Tekpetey.