Meinung Fortuna Düsseldorf macht einen gewaltigen Fehler

Meinung | Marbella · Die Posse von Marbella ist – und daran gibt es keinen Zweifel – ein klarer Beweis für Misstrauen gegenüber den handelnden Personen im sportlichen Bereich. Und im Besonderen gegenüber dem Trainer Friedhelm Funkel. Ein Kommentar.

Fortuna Düsseldorf und Trainer Friedhelm Funkel geben Trennung zum Saisonende bekannt.

Foto: Christof Wolff

Mit drei Siegen aus drei Spielen hat Fortuna Düsseldorf zum Ende der Bundesliga-Hinrunde Fußball-Deutschland noch einmal positiv überraschen und als Aufsteiger für eine glänzende Ausgangsposition für die Rückrunde sorgen können. Aber der Verein wäre nicht die viel zitierte „Diva vom Rhein“, wenn er nicht mit dem Paukenschlag am Freitag sofort wieder ein Eigentor schießen würde und den Erfolg leichtfertig aufs Spiel setzte: Eigentlich wäre eine Vertragsverlängerung mit Friedhelm Funkel logische Folge von Erreichtem gewesen, um deutlich zu machen: Fortuna vertraut diesem Trainer und dessen Mannschaft. Das versprach weiteren Rückenwind.

Es mag verständlich sein, dass der Verein Klarheit haben möchte, wie es in der nächsten Saison weitergeht, ob also der Klassenerhalt geschafft wird. Aber den Trainer auf viele weitere Wochen zu vertrösten, um nur die Machtverhältnisse zu demonstrieren – das ist nicht nachvollziehbar. Was wäre denn in drei bis fünf Wochen anders gewesen? Der Abstieg wäre auch dann noch nicht verhindert, ganz egal, wie viele Punkte die Fortuna bis dahin gesammelt hätte. Die Posse von Marbella ist – und daran gibt es keinen Zweifel – ein klarer Beweis für Misstrauen gegenüber den handelnden Personen im sportlichen Bereich. Und im Besonderen gegenüber dem Trainer Friedhelm Funkel.

Funkel selbst hatte ja sogar noch einen Kompromiss vorgeschlagen, die Vereinsführung hätte damit ihr Gesicht wahren können: Er – so in Bedrängnis geraten – wollte nur eine Vertragsverlängerung im Falle des Klassenerhalts. Jetzt aber schiebt der Verein dem Trainer die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen zu. Mit Bedauern habe man die Entscheidung zur Kenntnis genommen, heißt es in der Pressemitteilung, in der der Trainer nicht zu Wort kommt. Deutlicher kann der Verein nicht offenbaren, dass zwischen dem sportlichen Apparat und den Gremien ein tiefer Riss existiert. Die Wagenburg, die Funkel für die Saison im Kampf um den Klassenerhalt gebaut wurde, steht jetzt durch die eigene Vereinsführung unter Beschuss. Und am Ende wird sich der Vorstand womöglich noch auf die Schulter klopfen, weil die Mannschaft für ihren Trainer durchs „Feuer gehen“ wird und Funkel mit dem errungenen Klassenerhalt in Rente gehen kann.

WZ-Redakteur Norbert Krings.

Foto: Sergej Lepke

Doch es kann auch anders ausgehen. Die Fans werden den Schritt ebenso wenig verstehen wie die Spieler und all jene, die mit der Mannschaft zu tun haben. Der Verein ist keine Einheit mehr, die für den Existenzkampf eigentlich unerlässlich ist. Es drohen Abstieg, Imageprobleme und schwerer wirtschaftlicher Schaden. Dieses Fortuna-Eigentor könnte nicht nur ein Spiel, sondern die ganze Saison entscheiden.