Matchwinner in Darmstadt Diese Steigerung will Fortuna-Torhüter Kastenmeier von seinen Kollegen sehen
Darmstadt · Beim 2:0 in Darmstadt ist der Fortuna-Keeper in der entscheidenden Szene zur Stelle und kassiert ein Lob des Kapitäns.
Es gibt diese Fußballspiele, da kommt es für einen Akteur fast nur auf eine bestimmte Szene an. Gerade für Torhüter. Im Stadion am Böllenfalltor ist es ein solches Spiel. Es läuft die
69. Minute in der Zweitligapartie zwischen Gastgeber Darmstadt 98 und Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer führen seit einer knappen Viertelstunde 1:0, nachdem sie ein Eigentor von Aleksandar Vukotic in einer zuvor recht chancenarmen Begegnung in Front gebracht hat. Dann kommt diese Szene.
Zunächst der Kopfball des eingewechselten Darmstädter Hünen Fraser Hornby: Florian Kastenmeier im Fortuna-Tor macht sich ganz lang, erwischt den im Grunde sehr gut platzierten Ball gerade noch. Der Abpraller landet vor den Füßen von Kai Klefisch, der zwar einen leicht spitzen Winkel zum Gehäuse hat, aber definitiv eine hervorragende Schussposition. Und er drischt das Leder auch mit Wucht auf Trefferkurs – doch da gibt es ja noch Kastenmeier. Der hat sich in Rekordzeit wieder in beste Abwehrhaltung gebracht und wehrt Klefischs Hammer scheinbar mühelos ab.
Fortuna bleibt in Führung, macht kurz vor Schluss durch den eingewechselten Tim Rossmann noch das 2:0 und entführt so zum Saisonstart beide Punkte aus der Heimstatt des Bundesliga-Absteigers. Und das ganz Besondere daran: Trotz phasenweise recht ordentlichen Drucks verzeichnen die „Lilien“ keine weitere große Torchance. Die doppelte Rettungstat Kastenmeiers ist also, neben den beiden Treffern der Gäste, die ganz entscheidende Szene des Tages.
Die Ruhe eines entspannten Höhlenbärs ausgestrahlt
Entsprechend feiern Mitspieler und Fans auch den „Kraken“ zwischen den Düsseldorfer Pfosten, doch der will davon ein paar Minuten später in der Interviewzone des Stadions gar nichts hören. „Ich bin Torhüter“, sagt Kastenmeier, auf diese Riesenparaden angesprochen, betont knapp. „Das ist mein Job.“ Ein Job, den er an diesem Sonntag in Perfektion erledigt hat – denn letztlich ist es ja eben doch nicht nur diese eine Szene, die seine Leistung ausgemacht hat. Es gab auch deswegen keine weiteren Chancen für Darmstadt, weil Kastenmeier in den übrigen fast 97 Minuten in Gemeinschaftsarbeit mit seinen Feldspielerkollegen keine zuließ.
Ein Schrägschuss von Sergio Lopez in der ersten Hälfte noch, der den 27-Jährigen allerdings vor keinerlei Probleme stellte – das war’s schon. Auch deshalb, weil Kastenmeier die Ruhe eines entspannten Höhlenbärs ausstrahlte, serienweise Flanken aus der Luft fischte und jedem das Gefühl vermittelte: An mir kommt kein Ball vorbei. „Wenn Flo beim Stande von 0:1 zweimal so pariert, dann sind das ganz klar Punkte, die er mit für uns geholt hat“, fasst Andre Hoffmann anerkennend zusammen. „Klar ist das sein Job, aber ich fand, dass beide Paraden außergewöhnlich waren. Wir sind wahnsinnig froh, dass wir ihn hintendrin haben, weil er ja auch mit Ball ein elfter Feldspieler für uns ist. Unterm Strich kann man sagen, dass es in der Liga nicht viel Bessere gibt.“ Der derart Gelobte ist derweil eher bemüht, das Gesamtbild zu analysieren. Es höre sich natürlich gut an, mit einem Sieg bei einem Bundesliga-Absteiger zu starten, aber: „Es waren viele gute Dinge dabei, aber auch ein paar Dinge, die nicht so gut waren. Wir sind heute nicht aufgestiegen und auch nicht abgestiegen, aber wir können viel mitnehmen für die nächsten Wochen.“
Kastenmeier spricht auch ganz offen darüber, was ihm noch nicht gefallen hat: „In der zweiten Hälfte haben wir viele lange Bälle geschlagen, keine Lösungen mehr gefunden. Das sind Dinge, die wir in dieser Woche angehen müssen: einfach ruhiger zu bleiben. Wir sind fußballerisch eine sehr gute Mannschaft, haben Top-Einzelspieler. Aber das müssen wir auch auf den Platz bringen, auch gegen intensives, hohes Pressing.“
Ganz so ungnädig will der Keeper aber dann doch nicht sein. „Mit einem Sieg in die Runde zu gehen, ist immer schön, vor allem, wenn es ein zu Null ist“, sagt Kastenmeier lächelnd. „Es freut mich, dass ich der Mannschaft in dem Moment gut helfen konnte, aber das gehört beim Torwart dazu.“